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logo 33 • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2014 12 PRAXISFALL DIE HERAUSFORDERUNG EINER ÄSTHETISCHEN IMPLANTATVERSORGUNG BEI INSUFFIZIENTEM KIEFERKAMMGEWEBE Dr. Jan Spieckermann, Jörg Wildenhain, beide Chemnitz Die Anamnese und der Behandlungsplan Die vorhersagbarsten, langzeitstabilen äs- thetischen Ergebnisse werden erzielt, wenn ein synergetischer Prozess für Diag- nose und Therapie durch die Einbeziehung verschiedener Fachbereiche entsteht. Wis- senschaftlich fundierte Therapien müssen chirurgisch und prothetisch exakt umge- setzt werden und erfordern die aktive Teil- nahme des Patienten während und nach der Behandlung. Ein 29-jähriger Patient wurde in unsere oralchirurgische Praxis, mit der Bitte um Übernahme der implan- tologischen Therapie in der Oberkiefer- front, überwiesen. Er hatte vor einigen Monaten den oberen linken Schneidezahn durch einen Unfall verloren. Die Lücke wurde vom überweisenden Zahnarzt mit einem Flipper versorgt. Die abnehmba- re Versorgung beeinflusste das soziale Wohlbefinden des jungen Mannes stark. Bei der Befundaufnahme zeigte sich eine fortgeschrittene horizontale und vertikale Knochenresorption (Abb. 1) . Ein verlän- gertes Kunststoffschild am Flipper sollte diesen Knocheneinbruch optisch ausglei- chen (Abb. 2) . Diese Fehlgestaltung des Flippers übt, bedingt durch die Rotations- freiheit um die Klammerachse speziell beim Ausgliedern aber auch in Kaufunk- tion, ständigen Druck auf den Kieferkamm aus. Die unphysiologische Krafteinleitung beeinflusst ein Fortschreiten der Knochen- resorption. Um eine weitere Traumatisie- rung des Hart- und Weichgewebes zu ver- hindern, entfernten wir das Gingivaschild am Flipper und erarbeiteten eine ponti- cartige Gestaltung des Zahnes 21 (Abb. 3) . Bis auf das ausgeprägte Knochendefi- zit in regio 21 war die zahnmedizinische Anamnese im Frontzahnbereich ohne Befund (Abb. 4) . Wir nahmen Situations- abformungen, ließen Modelle herstellen und einartikulieren. Anschließend wurden alle therapeutischen Möglichkeiten gegen- einander abgewogen. Wir erstellten eine Kosten-Nutzen-Analyse jeder einzelnen Lösung in biologischer und wirtschaft- licher Hinsicht [1,2]. Mit dem Patienten Abb. 1: Das Röntgenbild zeigt eine fortschreitende horizontale und vertikale Knochenresorption. Abb. 2: Das überlange Gingivaschild trägt, bedingt durch die Rotationsfreiheit des Flippers, zum Fortschreiten der Resorption bei. Abb. 3: Um eine weitere Traumatisierung der Weichgewebe zu vermeiden, wurde das Schild des Flippers gekürzt. An die Implantattherapie, vor allem in ästhetisch relevanten Zonen, werden hohe Anforderungen gestellt. Die individuellen Wünsche der Patienten an ihr natürliches Erscheinungsbild stellen für das behandelnde Team bei schwierigen morphologischen Voraussetzungen eine große Herausforderung dar. Vielfältige Materialien und Techniken für Kronen und Abutments ermöglichen eine perfekte Imitation der Zahnhartsubstanzen. Jedoch ist der Erfolg einer ästhetischen Versorgung erst mit dem Erhalt, beziehungsweise der Rekonstruktion eines natürlichen periimplantären Hart- und Weich- gewebeverlaufs zu erreichen. Im folgenden Praxisfall wird die Komplexität der Implantatbehandlung bei einer kombinierten horizontalen und vertikalen Knochenresorption nach traumatischem Verlust des linken mittleren Schneidezahns dargestellt.

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