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logo 34 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2014 12 PRAXISFALL IMPLANTOLOGISCHE REHABILITATION EINES AUSGEPRÄGTEN HART- UND WEICHGEWEBSDEFEKTES IN DER ÄSTHETISCHEN ZONE Dr. Jörg-Martin Ruppin, Penzberg, ZTM Stefan Picha, Fürth Abstract Seit den Pioniertagen der dentalen Im- plantologie hat sich die Definition eines Behandlungserfolges von dem reinen Er- reichen einer sicheren Osseointegration ausgehend weiterentwickelt. Heute ist eine erfolgreiche implantologische Reha- bilitation ohne entsprechende Ästhetik, Phonetik und Funktion nicht vorstellbar. Zu Recht sind gerade hier die Erwartungen der Patienten in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dies betont die Notwendigkeit eines strikten »backward planning proto- cols«- die Definition einer nach protheti- schen und ästhetischen Gesichtspunkten gewählten Implantatposition. Ohne eine korrekte chirurgische Implantatpositio- nierung ist dabei ein prothetischer Erfolg oftmals unmöglich zu erreichen. Dies un- terstreicht die Wichtigkeit von sicheren Augmentationstechniken, um prothetisch definierte Implantatpositionen chirurgisch auch umsetzen zu können. Der autologe Knochen ist hierbei als Aug- mentationsmaterial zu Recht seit vielen Jahren unangefochten »Goldstandard«. In Bezug auf Sicherheit, Langzeitstabilität und biologische Wertigkeit eines Implan- tatlagers ist er allen anderen Augmentati- onstechniken überlegen. Zusätzlich bietet er die beste Langzeitprognose und die kür- zesten Heilungszeiten für den Patienten. Für einen prothetischen Erfolg ist in der ästhetischen Zone neben dem korrekten Hartgewebsmanagement ein entspre- chendes Weichgewebsmanagement eben- so notwendig. Von der Schaffung einer ausreichenden Weichgewebsdicke über Ausformung mit oder ohne Langzeitprovi- sorien bis hin zur Wahl geeigneter Abut- mentformen und -materialien spielen viele Einzelfaktoren eine Rolle, die nur im kor- rekten Zusammenspiel einen langzeitstabi- len, ästhetischen Erfolg sichern. Einleitung Die dentale Implantologie hat sich in den letzten zwanzig Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. In der heutigen Zeit sind unter anderem Dank fortschrittlicher Implantatoberflächen und chirurgischer Techniken Erfolgsraten von 95 - 99% Stan- dard [15, 18]. Mit der sicheren Osseointe- gration als »conditio sine qua non« vor­ ausgesetzt, hat sich der Fokus neben der Funktionalität und Langzeitstabilität spezi- ell auf die Ästhetik verlagert. Eine prothe- tisch orientierte präoperative Planung ist dabei entscheidend. Das Schlagwort für diese präoperative Planung lautet Back- ward Planning. Dabei gilt es von zahntech- nischer Seite aus, anhand eines Wax-up´s oder einer logopädischen Aufstellung die ursprüngliche Stellung der verloren gegan- genen Zähne zu rekonstruieren, und diese dem Behandler für die exakte Planung der Implantatposition zu übermitteln. Mit dem prothetisch definierten Ziel vor Augen, ist es Aufgabe der Chirurgie, die geplante Implantatposition zu realisieren. Entzündliche Prozesse vor Extraktion nicht- erhaltungswürdiger Zähne können das prospektive Implantatlager dabei genauso kompromittieren wie die Knochenresorp- tion durch Inaktivitätsatrophie bei Zahn- losigkeit. Der häufigste präprothetische Eingriff ist dabei die transversale Verbreite- rung des Kieferkammes. Dafür sind in der Literatur mehrere Techniken beschrieben. Die Technik der Knochenspreizung, auch als Bone Splitting bzw. Bone Spreading be- zeichnet, wobei der Kieferkamm nach kre- staler Osteotomie nach bukkal aufgedehnt wird, eignet sich aufgrund der spongiösen Knochenstruktur vor allem für den Ober- kiefer [12]. Dieses Verfahren birgt aber die Gefahr einer unkontrollierten Resorption des gedehnten Knochens von bis zu 40% postoperativ und ist daher durchaus kri- tisch zu betrachten [8]. In dieser Hinsicht sind laterale Auflagerungstechniken über- legen. Diese können in Form einer Guided Bone Regeneration (GBR) mit Membranen oder Titanmesh durchgeführt werden. Diese Techniken eignen sich am ehesten für kleine periimplantäre Knochendefekte und wurden sowohl mit autologem Kno- chen als auch mit Knochenersatzmateria- lien beschrieben [2, 3, 18]. Grundsätzlich muss hierbei das Augmentat mit einer Barriere zum Weichgewebe hin abgedeckt werden. Dabei kommen entweder nicht resorbierbare Barrieren wie GoreTex Mem- branen oder Titanmesh, oder aber resor- bierbare Membranen, z.B. aus Kollagen tierischen Ursprungs, zum Einsatz. Nicht resorbierbare Materialien zeigen einen ausreichenden Resorptionsschutz, bergen aber neben der Morbidität der notwen- digen chirurgischen Entfernung in einem Zweiteingriff auch ein erhebliches Risiko von Wunddehiszenzen, die zu Infektionen und zum Verlust des Augmentats führen können [10]. Resorbierbare Membranen reduzieren dieses Risiko, es ist aber noch nicht geklärt, ob sie einen zeitlich ausrei- chenden Resorptionsschutz bieten [5]. Die Verwendung autologer, kortikospongi- öser Knochentransplantate stellt dagegen die sicherste und komplikationsärmste Me- thode dar. Solche Knochentransplantate können intraoral oder extraoral gewonnen werden. Die Entnahme in der Region des

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