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logo 39 • das CAMLOG Partner-Magazin • November 2016 logo 39 • das CAMLOG Partner-Magazin • November 2016 12 13 PRAXISFALL PRAXISFALL Dr. Christopher Hermanns, Jan Märkle und Dr. Ralf Masur, Unterschleißheim. DIE VOLLSTÄNDIGE REHABILITATION EINES ABRASIONS- GEBISSES MIT IMPLANTATION IN DER ÄSTHETISCHEN ZONE Abb. 1: Die Ausgangssituation von frontal zeigt deutliche Abrasionen mit Verlust des Längen-/ Breitenverhältnises der Inzisiven. Sowohl eine implantologische Versorgung der ästhetischen Zone als auch die vollständige Rehabilitation eines Abrasionsgebisses gehören zu anspruchsvollen Herausforderungen in der Chirurgie und der Prothetik. Im vorliegenden Patientenfall besteht die komplexe Aufgabe in der Wiederherstellung der Ästhetik, der sta- bilen Okklusion und der korrekten vertikalen Dimension unter Berücksichtigung von biologischen Prinzipien. Ist ein „konventionelles“ schrittweises Vorgehen sowohl in der Chirurgie als auch in der Prothetik dabei ein wichtiger Pfeiler des Erfolgs? Die leider zu häu g propagierte, möglichst sofortige Umsetzung aller Behand- lungsschritte in kürzester Zeit kann in komplexen Fällen wie diesem zu einem „behandlerischen Genickbruch“ führen. Bewährte Materialien wie beispielsweise autologer Knochen, biologische Paradigmen und routinier- te Behandlungsabläufe bilden das Fundament eines vorhersagbaren Therapieerfolgs. Der Patientenfall Der 30-jährige Patient, männlich, Raucher, stellte sich im September 2011 das erste Mal in unserer Praxis vor. Sein primärer Wunsch war die Neuversorgung des Zah- nes 11. Der Patient hatte seit 2-3 Jahren Beschwerden an diesem Zahn. Nach einem Hockeyunfall wurde der Zahn endodon- tisch behandelt, überkront und wenige Jahre später aufgrund akuter Schmerzen wurzelspitzenreseziert. Desweiteren riet ihm seine Freundin, von Beruf ZFA, zu einer Schiene, da er nachts mit den Zäh- nen knirschte. Bei weiterer Befragung des Patienten gab er häu ge Kopfschmerzen an, ferner war er unglücklich mit seinem Erscheinungsbild. Befund Im Rahmen der klinischen Untersuchung zeigte sich, neben einer mäßigen Mundhy- giene, eine Fistel apikal von Zahn 11 sowie ein fortgeschrittener Substanzverlust aller Zähne. Auf Basis dessen wurde der Zahn 11 als nicht erhaltungswürdig eingestuft. Die ausgeprägten Abrasionsspuren sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer führten zu einem ästhetisch ungünstigen Län- gen- und Breitenverhältnis der Inzisiven und somit zu einem Verlust der vertikalen Kieferrelation (Abb. 1 bis 4) . Durch den kompensatorischen Vorschub des Un- terkiefers lag ein Kopfbiss vor (Abb. 5) . Obwohl man häu g von einem Abrasions- gebiss spricht handelt es sich im vorliegen- den Fall um Substanzverlust in Folge einer Attrition, genauer in Folge von Bruxismus [1]. Der Parodontalbefund wies auf eine generalisierte, leichte Gingivitis mit Sondie- rungstiefe von max. 3 mm hin. Röntgenolo- gisch zeigte sich die zu erwartende apikale Aufhellung regio 11 sowie mehrere kariö- se Läsionen im Seitenzahngebiet (Abb. 6 und 7) . Anamnestisch bleibt zu erwähnen, dass der Patient starker Raucher ist. Behandlungsplanung Gemeinsam mit dem Patienten diskutier- ten wir verschiedene Therapieansätze. Aufgrund nanzieller Vorgaben entschie- den wir uns im ersten Schritt für eine Implantatversorgung in regio 11 und diese dann gemeinsam mit funktioneller Be- trachtung der Restbezahnung zunächst provisorisch zu versorgen. Auf einen Er- satz des Zahnes 37 wurde aus genannten Gründen verzichtet. Bei fortgeschrittenem Verlust der Vertikalrelation mit bestehen- der kraniomandibulärer Dysfunktion sollte zur langsamen Adaptation des Kausystems eine Schienentherapie statt nden [2]. Die de nitive Versorgung der Seitenzähne und des Implantats sollte erst nach einer provisorischen Phase von bis zu 12 Mona- ten erfolgen. Der Patient wurde über jeden Schritt sorgfältig aufgeklärt, so dass er den Nutzen der Therapie zu jedem Zeitpunkt erkennen konnte. Regelmäßige Prophyla- xe und Kontrollsitzungen wurden voraus- gesetzt. OP-Phase Aufgrund der akuten Fistel an Zahn 11 wurde ein zweizeitiges augmentatives Vorgehen gewählt. Die fehlende Integrität der vestibulären Lamelle nach Extraktion, kombiniert mit einem ausgeprägtem Mus- keldruck des M. orbicularis oris führte nach Ausheilung zu einem knöchernen bukka- len Defekt (Abb. 8 bis 10) . Defekte dieses Umfangs können zuverlässig und lang- zeitstabil mit autologen Knochenblöcken therapiert werden. Im vorliegenden Fall wurde ein Knochenblock aus der Tuberre- gion 18 sowie partikulierte Spongiosa zum Aufbau verwendet (Abb. 11 und 12) . Als Abb. 3: Auch im Unterkiefer sind ausgeprägte Abrasions- spuren mit Freilegung von Dentin und eine insuf ziente Restauration aus Komposit erkennbar. Abb. 2: Ausgeprägte Abrasionsspuren mit Freilegung von Dentin an allen Zähnen führten zum Verlust der vertikalen Kieferrelation. Abb. 4: Im posterioren Bereich sind die Abrasi- onsspuren und die daraus entstandene geringe klinische Kronenhöhe erkennbar. Abb. 6: Das Röntgenbild von Zahn 11 zeigt eine apikale Aufhellung. Abb. 12: Die exakte Fixierung des Augmentats durch zwei Mikroschrauben wird mithilfe eines Röntgenbildes kontrolliert. Abb. 9: Von okklusal ist ein bukkaler Knochendefekt bereits im Weichgewebe zu erkennen. Abb. 5: Der Kopfbiss wurde durch den kompensatorischen Vorschub des Unterkiefers hervorgerufen. Abb. 11: Aus der Tuberregion wurde ein autologer Knochenblock zur Rekonstruktion des horizontalen De zits gewonnen. Abb. 8: Aufgrund der Fistel an Zahn 11 wurde ein zweizeitiges augmentatives Verfahren gewählt. Darstellung der klinischen Situation drei Monate nach Extraktion. Abb. 7: Ausgangssituation im Orthopantomogramm: Multiple Füllungen mit Karies im Randbereich. Abb. 10: Der bukkale Knochendefekt regio 11 wurde dargestellt.

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