CAMLOG und Wissenschaft
camlog & Wissenschaft – Kapitel 3 16 | 17 dichtigkeit und Mikrodurchlässigkeit Mitte der 90er-Jahre untersuchten mehrere Gruppen Undichtigkeiten an der Implantat-Abutmentschnittstelle. Jansen et al. (1995 und 1997) analysierten in vitro die bakterielle Penetration von der Bohrung der Implantat-Abut- mentverbindung in die externe Umgebung. Gross et al. (1999) verwendeten für einen ähnlichen in-vitro-Ansatz den Farbstoff Gentianaviolett. Beide Forschungsgruppen stellten fest, dass Undichtigkeit ein stets messbares Phänomen darstellt, wobei aber Unterschiede zwischen den Implantat- systemen, Proben und Anfangsdrehmomenten bestehen. Rack et al. (2010) verwendeten die Synchrotron-basierte Radiografie, um als erste Mikrospalten in inneren konischen Implantat-Abutment-ver- bindungen zu visualisieren. Damit bewiesen sie deren Existenz in vitro. Unter verschiedenen mechanischen Belastungen von bis zu 100 N wurden hochauflösende radiografische Bilder angefertigt. Die Bilder zeigten, dass die Größe der Mikrospalten zwischen 1 und 22 µm schwankte, je nach der aufgebrachten mechanischen Belastung. Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass auch bei konischen Implantat-Abutmentverbindungen das Risiko der bakteriellen Infiltration besteht, die entzündliche Reaktionen an der Implantat-Abutmentschnittstelle auslösen kann. Denn die gemessenen Mikrospalten waren deutlich größer als Endotoxine und orale Pathogene. Dieselbe Forschungsgruppe (Rack et al., 2013) verglich in einer späteren Studie die Abutmentstabilität unter Belastung an drei unterschiedlichen neuen konischen Implantaten nach Ermüdungsbelastung (Dentsply Friadent Ankylos C und Ankylos Plus, Straumann ® Bone Level). Wieder setzten sie in einem dem oben beschriebenen Versuchsaufbau sehr ähnlichen Verfahren die Synchrotron-basierte Radiografie ein. Vor Durchführung der radiografischen Messungen wurde an den Implantaten eine Ermüdungsbelastung durch Krafteinwirkung von bis zu 120 N in 5 Millionen Zyklen erzeugt. Bei allen drei getesteten konischen Implantat- systemen wurden Mikrospalten entdeckt, unabhängig von der Menge der aufgebrachten statischen mechanischen Belastung. Nach den Belastungs- zyklen hatte sich der Spalt sogar noch vergrößert, was die Mikrobewegung des Implantat-Abutmentkomplexes erleichterte. Der Konuswinkel der Verbindung schien Einfluss auf die Abutmentstabilität zu haben, d. h. flachere Konuswinkel waren stabiler. Die Vergrößerung von Mikrospalten aufgrund von Belastung wurde auch von Zabler et al. (2013) nachgewiesen. Sie testeten vier kommerziell verfügbare Implantatsysteme (Astra Tech, Straumann ® Bone Level, Dentsply Friadent Ankylos und Ankylos c/x) vor und nach der zyklischen extraaxialen Belastung von 120 N mit Röntgenkontrast-Mikrotomografie. Vor der Belastung zeigten alle Implantate mit Ausnahme von Ankylos c/x eine hohe Dichtigkeit der Implantat-Abutmentverbindung mit nur kleinen Spalten von 0,1 bis 1,0 μm. Die Belastung führte allerdings zu einer Verbreiterung der Spalten. Zusätzlich zeigten alle Systeme eine plastische Deformation an der Implantat-Abutmentverbindung, die von der Entstehung von breiten und weiten Spalten um den Angelpunkt des Kraftvektors begleitet wurde. Harder et al. (2012) untersuchten die Freisetzung von bakteriellen Endotoxinen aus konischen Implantat-Abutmentverbindungen von zwei Implantatsystemen (Straumann ® Bone Level, CONELOG ® ) in vitro. Die Testmodelle wurden mit Endotoxin geimpft und in menschliches Vollblut eingelegt. Die Endotoxin-Freisetzung wurde anhand der veränderten Gen- und Proteinexpression, die mit entzündlichen Prozessen einhergehen, bestimmt. Bei beiden Implantatsystemen konnte die Freisetzung auch unter nicht belasteten Bedingungen nachgewiesenwerden. Die Autoren folgerten, dass die gute Dichtigkeit von konischen Implantat-Abutmentverbindungen nochmals überdacht werden sollte.
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