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logo 48 | das Camlog Partnermagazin 22 | Praxisfall Weichgewebsaugmentation bei Implantaten mit einer azellulären dermalen Matrix PRAXISFALL Die Entscheidung für eine Sofort-, Verzögerte- oder Spätimplantation nach Extraktion nichterhaltungsfähiger Zähne im Oberkieferfrontzahnbereich basiert auf den biologischen Kenntnissen über die Heilungsmechanismeneiner Extraktionsalveole. ImFokus steht hierbei vor allem die physiologischen Resorptions- prozesse der Hart- und Weichgewebe aufzuhalten beziehungsweise zuminimieren. Der Therapieentscheid hängt dabei maßgeblich vom Zustand der knöchernen Alveole, insbesondere von einer unversehrten und ausreichend dicken bukkalen Lamelle ab. Der richtige Implantationszeitpunkt obliegt daher einem Protokoll in dem anatomische und chirurgische Kriterien beurteilt und abgewogen werden müssen. Anatomische Kriterien: - der gingivale Biotyp - die parodontale biologische Breite - die Lage des vestibulären Gingivalsaums - die Position der Alveolarkammspitze im interproxi- malen und vestibulären Bereich - die dicke der bukkalen Lamelle Chirurgische Kriterien: - die dreidimensionale, leicht nach palatinal orien- tierte Positionierung des Implantats - die Auswahl des Implantattyps und die Verbin- dungsgeometrie Der Schlüssel zum ästhetischen Implantaterfolg ist die korrekte Positionierung in den drei räumlichen Ebenen ( vestibulo-oral, mesio-distal und apiko-koronal). Die Platzierung eines Implantats in eine Stelle mit einer Wanddicke unter 1 Millimeter oder mit einem Defekt des vestibulären Alveolarknochens kann zu einer Rezession des Weichgewebes führen, wodurch im ungünstigsten Fall der Implantathals freigelegt werden könnte. Dies würde zu einer Disharmonie des ästhetischen Erscheinungsbildes durch ein unphysiologisches Kronendurchtrittsprofil der Rekonstruktion führen. Liegt, wie im beschriebenen Fall, ein dünner gingivaler Biotyp vor, ist aufgrund der zu erwartenden Resorption des Hart- und Weichgewebes nach der Extraktion mit geeigneten Therapieverfahren einem Misserfolg speziell im ästhetisch anspruchsvollen Bereich der Frontzahnregion, entgegenzuwirken. Hierbei ist es sicher vorteilhaft zunächst im Sinne einer Ridgepreservation den Alveolarknochen mit geeignetem Knochenersatzmaterial aufzubauen und das Weichgewebe zu verdicken, um dann nach der zirka vier- bis sechsmonatigen Heilungsphase, die Implantation simultan mit entsprechenden Maßnahmen zur Weichgewebeverdickung durchzuführen. Der Patientenfall Aufgrund einer internen Resorption des Zahnes mit Pus-Austritt nach bukkal und entsprechendem Knochenverlust war der Zahn 22 einer 52-jährigen Patientin nicht erhaltungswürdig. Der Patientin wurde eine Rekonstruktion des extrahierten Zahnes mit einem Implantat empfohlen. Da die Patientin eine sehr hohe Lachlinie und einen dünnen, zu Rezessionen neigenden gingivalen Biotyp aufwies, stellte die Integration des periimplantären Weichgewebes und dessen Dicke sowie deren Befestigung eine Herausforderung in Bezug auf biologische Aspekte dar [6]. Die Herstellung stabiler Verhältnisse des periimplantären Weichgewebes in Hinblick auf dessen Dicke und Beschaffenheit [7], sollte mit einer azellulären dermalen Matrix erfolgen. Ziel hierbei ist die Anfälligkeit entzündlicher Prozesse zu minimieren und somit dem unerwünschten Abbau der implantatumgebenden Gewebe vorzubeugen. Die Verwendung der xenogenen Matrix wurde vorgeschlagen, um der Patientin einen zweiten chirurgischen Eingriff zur Entnahme eines Bindegewebstransplantats aus dem Gaumen, einhergehend mit zusätzlichen Wundschmerzen, zu ersparen. Das Behandlungsszenario, eine simultane Augmentation bei Extraktion und die zeitlich versetzte Insertion des Implantats mit gleichzeitiger Verdickung des Weichgewebes mithilfe der azellulären dermalen Matrix als Alternative zum Bindegewebstransplantat, wurden im Patientenaufklärungsgespräch detailliert erläutert [8]. » Dem periimplantären Weichgewebe und dessen Stabilität im Hinblick auf Breite und vertikale Höhe um Implantate kommt eine immer größer werdende Bedeutung zu, da neuere Studien zeigen, dass eine geringe befestigte Breite sowie eine geringe supracrestale Gewebehöhe (< 2 mm) das Hart- und Weichgewebe anfälliger für entzündliche Prozesse und in der Folge für den daraus resultierenden Weich- und Hartgewebsabbau macht [1-5]. Zu welchem Zeitpunkt und mit welchen chirurgischen Techniken das Hart- und Weichgewebemanagement durchgeführt wird, bedarf einer genauen Indikationsstellung und Risikoabwägung der individuellen Situation. Dr. Inga Boehncke Zahnärztin

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