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8 Wissenschaft ISSENSCHAFT/KLINISCHE FORSCHUNG EFFEKT VON TABAKRAUCH AUF DEN ERFOLG VON IMPLANTAT-BEHANDLUNGEN B. Schmied, K. Nelson, Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Abteilung Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg Dass Tabakrauch sich negativ auf den Erfolg von Implantat-Behandlungen auswirken kann, scheint, in Analogie zu den bekannten parodontal-pathogenen Wirkungen des Rauchens, naheliegend. Bekannt sind zudem signifikant häufiger auftretende enorale Wundheilungsstörun- gen bei Rauchern, wodurch ein Zusammenhang zwischen Rauchgewohnheiten und frühen Implantat-Verlusten angenommen wird. Material und Methode Im Nachfolgenden werden die Erkennt- nisse vorgestellt, die im Wesentlichen den unten genannten systematischen Reviews entnommen wurden. Klokkevold und Han (2007): Es wurden 19 Studien eingeschlossen. Die zusammen- gefassten Schätzwerte (pooled estima- te) für das Implantat-Überleben lagen bei 89.7% bei Rauchern und 93.3% bei Nichtrauchern. Deutlichere Unterschiede zwischen Rauchern und Nichtrauchern zeigten sich bei der Berücksichtigung der Knochenqualität: Nichtraucher erzielten in weichem Knochen (D3-D4) ein um 7.43% besseres Implantat-Überleben als Raucher. Es wurde daher vermutet, dass ein nega- tiver Effekt des Rauchens vor allem bei „weichem“ Knochen zum Tragen kommt. Der Implantat-Erfolg zeichnete sich mit 77% bei Rauchern und 91% bei Nichtrau- chern signifikant ab [1]. Heitz-Mayfield et al (2008): Hierbei han- delt es sich um eine große Metaanalyse von insgesamt 88 Studien. Die Mehrheit der Studien zeigte statistisch signifikant höhere Überlebensraten bei Nichtrau- chern. Lediglich 17 Studien konnten keine signifikanten Unterschiede feststellen [2–18]. Die Mehrheit der Studien zeigte Implantat-Überlebensraten bei Rauchern zwischen 80% und 96%. Die Implantat- Erfolgsrate bei Rauchern reichte von 43% bis 98.3%. Sechs von sieben Studien zeig- ten, dass Rauchen sich negativ auf den Erfolg und das Überleben von Implanta- ten im Zusammenhang mit Augmentati- onen und Sinuslift-Operationen auswirk- te. Ein Dosis-Effekt des Tabak-Konsums ist anzunehmen. Gemessen an den frühen Implantat-Misserfolgen, gibt es wider- sprüchliche Beweise dafür, dass sich Rauchen nachteilig auf die initiale Osseo- integration auswirkt [19]. Strietzel et al (2007): Meta-Analyse von 29 Studien, bei der keine Quantifizierung des Zigaretten-Konsums vorgenommen wurde. Es zeigten sich signifikant höhere Risiken für Implantat-Misserfolge und bio- logische Komplikationen (Periimplantitis) sowohl im Zusammenhang mit augmen- tativen Verfahren als auch ohne [20]. Hinode et al (2006): Dieses systemati- sche Review beinhaltete 19 Studien. Ein Implant-Misserfolg wurde definiert als Verlust des Implantates oder ein Kno- chenverlust, der 50% der Implantatlänge überschritt. Es zeigte sich ein gesteigertes Risiko (OR 2.17, 95% CI: 1.67 - 2.83) für Implantat-Misserfolge bei Rauchern [21]. Diskussion und Zusammenfas- sung Die vielfältigen negativen Auswirkun- gen des Rauchens auf den Organismus sind gut dokumentiert. Rauchen hat eine negativeLangzeitwirkungauf vieleAspekte der allgemeinen Gesundheit und des Immunsystems. Hierzu zählen unter an- deren eine verzögerte Wundheilung, eine verringerte Kollagen-Synthese und Fibroblasten-Funktion, eine reduzierte periphere Durchblutung sowie eine ge- störte Funktion der neutrophilen Granu- lozyten und Makrophagen [52]. Auch die Zusammenhänge zwischen Rauchen und parodontalen Erkrankungen sind bekannt. Raucher haben ein erhöhtes Risiko für das Fortschreiten einer Parodontitis [53]. Aufgrund der Ähnlichkeiten zwischen Ätiologie und Pathogenese parodontaler und periimplantärer Entzündungen erscheinen die Ergebnisse der oben genannten Studien wenig überraschend. Die jeweiligen Zusammenhänge sind bis- lang jedoch nur unvollständig verstanden. Die biologischen Prozesse, die bei der Osseointegration von Implantaten oder der Aufrechterhaltung des periimplantä- ren Knochenniveaus eine Rolle spielen, werden mit großer Wahrscheinlichkeit negativ von Tabakrauch beeinflusst, wodurch sich die niedrigeren Überlebens- und Erfolgsraten von Implantaten bei Rau- chern erklären ließen [19]. Auch wenn Rauchen nicht als absolute Kontraindikation für Implantat-Behand- lungen gesehen werden kann, sollten Raucher darüber informiert werden, dass sie ein erhöhtes Risiko bezüglich eines Implantat-Verlustes oder des Auftretens periimplantärer Entzündungen tragen. Die Mehrheit der Studien berichtete über Implantat-Überlebensraten bei Rauchern zwischen 80% und 90%, wobei vor allem Dosis- und Zeiteffekte des Konsums bislang nur unzureichend untersucht wur- den.

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