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9 logo • das CAMLOG Partner-Magazin • Juli 2012 TITELSTORY „WIR HABEN DIESELBEN FRAGEN, DAS BRINGT DIE WELT ZUSAMMEN“ Dr. Jan H. Koch für logo: Der vierte Internationale CAMLOG Kongress war wieder ein großartiges Ereignis auf höchs- tem fachlichem Niveau. Was war Ihnen bei der Zusammenstellung des Programms besonders wichtig? Prof. Becker: Unser Programmteam hat darauf geachtet, dass neben praxisrele- vanter Wissenschaft auch konkrete klini- sche Empfehlungen präsentiert wurden: Tipps für die Praxis, die am nächsten Mon- tag umgesetzt werden können. Deshalb haben in Luzern neben Hochschullehrern eine Reihe niedergelassener Zahnärzte vorgetragen. Auch die Expertenrunde mit Patientenbeispielen war ein „klinisches Feuerwerk“ praktisch verwertbarer Infor- mationen. Dr. Koch für logo: Einige niedergelas- sene Referenten haben wissenschaftlich sehr interessante Beiträge vorgestellt. Prof. Becker: Ja, diese Kollegen sind neben ihrer Praxis auch forschend tätig. Das ist eine optimale Verbindung, welche die Implantologie insgesamt voranbringt. Dr. Koch für logo: Sie sind seit 2010 Prä- sident der CAMLOG Foundation. Warum halten Sie implantologische Forschung, wie sie von der Stiftung maßgeblich unterstützt wird, für so bedeutsam? Prof. Becker: Es ist für viele Kollegen si- cherlich verwunderlich, dass auch heute noch zu ganz zentralen klinischen Fra- gen aussagekräftige Studienergebnisse insbesondere auch Langzeitergebnisse fehlen. Zum Beispiel wissen wir nicht, ob eine bestimmte Implantat/Abutment- Verbindung in Bezug auf die Gewebein- tegration erfolgreicher ist, welche Bedeu- tung unvollständige Augmentationen für das periimplantäre Weichgewebe haben oder welche Retentionselemente für ab- nehmbare Prothesen am besten geeignet sind. Es besteht international ein großer Konsens, dass wir kontrollierte klinische Studien zu vielen Fragestellungen benö- tigen, um unsere Patienten voraussagbar versorgen zu können. Hier ist die großzü- gige Förderung durch Stiftungen wie die CAMLOG Foundation sehr hilfreich. Dr. Koch für logo: Wie groß ist das Problem Periimplantitis? Prof. Becker: Periimplantäre Entzündun- gen treten in allen klinischen Studien nach längerer Funktionsphase auf. Ziel muss es sein, Patienten mit höherem Risiko und stärkerer Progredienz des Knochenabbaus frühzeitig zu identifizieren und die prin- zipiell reversible Mukositis so erfolgreich zu behandeln, dass das Fortschreiten zur Periimplantitis minimiert wird. Es gibt hier unverändert viele offene Fragen. Diese ha- ben aber nur wenig mit dem verwendeten Implantatsystem zu tun, sie sind vielmehr primär patientenbezogen. Dr. Koch für logo: Wie ist die CAMLOG Foundation weltweit aufgestellt? Prof. Becker: Ein Großteil der geförder- ten Forschergruppen kommt aus Europa. Doch wir unterstützen heute auch Projek- te in Korea, China und Japan. Die klini- schen Fragen und auch die verwendeten Produktsysteme sind weltweit dieselben. Man kommt mit den Kollegen deshalb sofort ins Gespräch, egal in welchem Land. Die Implantologie bringt die Welt zusammen. Dr. Koch für logo: Ist die dentale Implan- tologie noch ein Wachstumsmarkt? Prof. Becker: Ganz eindeutig ja. In Deutschland schätze ich zum Beispiel das Potenzial in den nächsten Jahren auf ein weiteres deutliches Wachstum, vielleicht sogar noch eine Verdopplung der heuti- gen Zahlen. Das liegt auch an den um- fangreichen Fortbildungsangeboten der Fachgesellschaften, die von zahlreichen Kollegen genutzt wurden und werden. Weiterhin wird die Implantologie auch in den studentischen Unterricht integriert. Sehr hilfreich sind hier die Konzepte z.B. der DGI, dass Bausteine des Curriculums bereits im Studium absolviert werden kön- nen. Eine gute Ausbildung ist ein zentraler Baustein, damit möglichst viele Patienten von Implantaten profitieren können. Auch hier ist die CAMLOG Foundation aktiv, vor allem mit ihren nationalen und interna- tionalen Kongressen. Interview mit Prof. Jürgen Becker, Präsident der CAMLOG Foundation
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