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logo 34 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2014 14 PRAXISFALL Planung Auch komplexe Fälle verlieren ihren Schre- cken, wenn zunächst eine genaue Evalu- ation der Gesamtsituation erfolgt. Eine ausführliche Analyse wurde von Dawson et al. [4] mit der sogenannten SAC-Klassi- fizierung (straight forward-advanced-com- plex) vorgestellt. Er teilt das Risiko und den zu erwartenden Behandlungsaufwand nach allgemeinen, ästhetischen, chirurgi- schen und restaurativen Einflussfaktoren auf und stellt anhand dieser Kriterien eine Gesamtbewertung des Falles auf. Dement- sprechend stellten sich vor Therapiebeginn vor allem folgende Fragen: Wie ist das zu erwartende Hart- und Weichgewebeange- bot im Bereich der geplanten Implantatio- nen? Welche Implantatanzahl und -positi- on ist sinnvoll? Wie ist - gerade im Hinblick auf die multiplen vorangegangenen Operationen - das Heilungspotential hin- sichtlich Durchblutung, Vernarbungen im Weichgewebe etc.? Wie ist der Gingivatyp zu bewerten? Wo liegt die Lachlinie der Patientin? Wie hoch sind die individuellen ästhetischen Erwartungen der Patientin? Die Analyse im vorliegenden Fall ergab: • einen relativ dünnen, high scalloped Gingivatyp • erhebliches Hart- und Weichgewebs- defizit • zu erwartende kompromittierte Durch- blutung und erschwertes Weichgewebs- management aufgrund der vorliegen- den Vernarbungen des Vestibulums • Lückensituation des mittleren und seitlichen Schneidezahns (ästhetisch schwierigste implantologische Situation im gesamten Kiefer) Damit ist der Fall nach der SAC-Klassifi- kation in die schwierigste Stufe einzuord- nen: Typ C. Anhand dieser Analyse wurde folgende Vorgehensweise gewählt: 1. Autologe Augmentation mit einem kor- tikospongiösen Knochenspan aus dem Kieferwinkel in einer von Khoury und Kol- legen [7] beschriebenen Schalentechnik, gleichzeitig ein subepitheliales Bindege- webstransplantat vom Gaumen zur Ver- besserung der Weichgewebssituation 2. Nach einer Heilungszeit von drei Mo- naten die Insertion zweier CAMLOG ® SCREW-LINE Implantate sowie ggf. weite- re Weichgewebsaugmentation, um ausrei- chend Volumen für die prothetische Aus- formung des Weichgewebes zu erhalten 3. Nach drei Monaten die Freilegung der Implantate 4. Nach einer Heilungszeit von vier Wo- chen der Beginn der prothetischen Phase mit einem Langzeitprovisorium zur sukzes- siven Ausformung des Weichgewebes 5. Nach einer insgesamt sechsmonatigen Ausformungs- und Reifungsphase des Weichgewebes die Überführung der ge- wonnenen Situation in die definitive Pro- thetik Präprothetische Phase Zur Augmentation des Defektes im anteri- oren Alveolarfortsatz kam die von Khoury [7] vorgestellte Schalentechnik zum Ein- satz. Nach Bildung eines Mucoperiost- Abb. 4: Bei der Freilegung zeigte sich ein fast vollständig zerstörter Alveolarfortsatz. Abb. 10: Die Implantatachsen in der Okklusal- ansicht. Abb. 5: Ein nach palatinal tunnelierter Defekt apikal in regio 22 war als Residualzyste aufzufassen. Abb. 11: Durch das eingebrachte Bindegewebetransplantat zeigte sich das Weichgewebe nach drei Monaten mit ausreichen- dem Volumen und stabiler keratinisierter Gingiva. Abb. 6: Ein corticospongiöser Span aus dem rechten Unterkiefer-Winkel wurde geteilt und mit Hilfe zweier Micro- Osteosyntheseschrauben fixiert. Abb. 12: Nach der Eröffnung wurden zunächst »bottle- neck« und nach einer Woche zylindrische Gingivaformer zur Ausformung des Weichgewebes eingesetzt.
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