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logo 34 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2014 9 Update Timing Als weiteres Indiz für die Bedeutung der Weichgewebsdicke kann eine Studie zu Sofortimplantationen angesehen werden, die Dr. Paul Sipos (Amstelveen, Nieder- lande) zitierte. Danach zieht sich der buk- kale Gingivarand nach Sofortimplantatio- nen bei dünnem Gewebe langfristig (2 bis 8 Jahre) um 1,5 mm nach apikal zurück, bei dickem Gewebe nur um rund 0,6 mm [12]. Sipos plädiert bei Sofortimplantati- on für eine extrem vorsichtige Technik. So sollte die bukkale Papille durch geeignete Schnittführung oder Verzicht auf Inzisio- nen maximal geschont werden, damit die sehr labile Blutversorgung so schnell wie möglich wieder gewährleistet ist. Bei buk- kalen Knochendehiszenzen sei jedoch bei allen Techniken mit einer Verschlechterung des ästhetischen Ergebnisses zu rechnen [13]. Ein von der CAMLOG Foundation geför- dertes systematisches Review analysierte erstmals, welche Prognose Sofortbelastung in Abhängigkeit vom Restaurationstyp hat [14]. Professor Mariano Sanz fasste zu- sammen, dass sofort belastete Implantate unter Deckprothesen im Unterkiefer und als Abstützung für festsitzende Totalver- sorgungen in beiden Kiefern das gleiche Verlustrisiko haben wie verzögert belaste- te. Dagegen sei die Prognose bei Implan- taten in Einzelzahnlücken oder teilbezahn- ten Kieferabschnitten etwas schlechter. Als Vorteile von Sofortbelastung erwähnte Sanz neben der Zeitersparnis eine bessere Knochenstabilität. Unterschiede zwischen Sofort- und verzögerter Belastung beim marginalen Weichgewebsniveau oder kli- nischen Entzündungsparametern konnten nicht gezeigt werden. Klinische Aspekte ergänzte Dr. Mario Beretta (Universität Mailand, Italien), der Sofortbelastung kritisch beurteilt. So sei- en neben dem insgesamt erhöhten Risiko Augmentationen und Weichgewebsma- nagement schwieriger durchzuführen als bei verzögerter Belastung. Beretta emp- fiehlt bei Einzelimplantaten ein abgestuftes Vorgehen mit simultaner Implantation und Augmentation, gefolgt von Bindegewebs- transplantation (nach zirka 4 Monaten), Freilegung (4 Wochen später) und Abfor- mung (3 Wochen später). Mit der tempo- rären Versorgung lasse sich schließlich das Weichgewebe wie gewünscht ausformen. Konsens zur Versorgung des zahn- losen Kiefers Ein zur Publikation eingereichtes syste- matisches Review zum Thema implantat- getragene Versorgung zahnloser Kiefer präsentierte der Aachener Hochschullehrer Professor Stefan Wolfart [15]. Demnach zeigen im Oberkiefer festsitzende Versor- gungen mit mehr als vier Implantaten die beste Prognose, sechs Implantate könnten als Standard angesehen werden. Für Deck- prothesen sind im Oberkiefer vier Implan- tate erfolgversprechend. Im Unterkiefer sind abnehmbare Versorgungen ebenso erfolgreich wie festsitzende. Für Deckpro- thesen können vier Implantate als optimal gelten, zwei Implantate sind aber ebenfalls erfolgreich. Für festsitzende Versorgungen verbessert sich die Prognose bei Verwen- dung von mehr als vier Implantaten. Wie Wolfart weiter ausführte, haben sich als Verankerung im Oberkiefer Stege be- währt, begrenzte positive Evidenz gibt es auch für Teleskope und Lokatoren. Im Un- terkiefer kommen Kugelkopf-Attachments hinzu. Insgesamt wird im systematischen Review noch ein Mangel an Daten in der Literatur zu patientenbezogenen Faktoren wie Lebensqualität, Reinigungsfähigkeit und Kosten festgestellt [15]. Eine begrenzte Datenlage gibt es auch zum festsitzenden All-on-4-Konzept, mit dessen Hilfe im Oberkiefer auf Sinusbo- den-Augmentationen und im Unterkiefer auf Nervlateralisationen verzichtet werden kann. Als weiteren Vorteil nannte Dr. Tho- mas J. Balshi (Fort Washington, USA), ein optimales Verhältnis zwischen Implantat- zahl und Unterstützungsfläche und damit nicht zuletzt geringere Kosten. Nach dem systematischen Review von Wolfart et al. existiert jedoch bisher nur eine verwertbare Dr. Pascal Valentini Prof. Stefan Wolfart Dr. Thomas J. Balshi

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