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WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG logo 39 • das CAMLOG Partner-Magazin • November 2016 logo 39 • das CAMLOG Partner-Magazin • November 2016 10 11 laut Prof. Dr. Mariano Sanz (Universität Complutense/Madrid, Spanien) zunächst zum Zeitpunkt der prothetischen Versor- gung ein aussagekräftiges Röntgenbild aufgenommen werden. Bei allen Recall- Sitzungen sei zudem eine Sondierung angezeigt, damit entzündliche Vorgänge erkannt werden. Eine frühzeitige Behand- lung von Mukositis-Symptomen sei die beste Vorbeugung gegen Periimplantitis. Professor Dr. Sanz sieht eine günstige peri- implantäre Weichgewebsarchitektur eben- falls als zentralen präventiven Faktor. Diese hängt wiederum zum Teil von der Gestal- tung der transmukosalen Zone und damit der Implantat-Aufbau-Verbindung ab. Prof. Dr. Katja Nelson (Universität Frei- burg, Deutschland) untersuchte im Ring- beschleuniger der European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) unterschiedliche Implantatsysteme auf Dichtigkeit und me- chanische Stabilität. Nach ihren Ergebnis- sen gibt es zum Beispiel bei konischen und Flach-zu-Flach-Verbindungen keine we- sentlichen Unterschiede in Bezug auf die Größe des Mikrospalts und die Stabilität der Verbindung. Zu beachten sei aber, dass dünne Implantate sich bei Belastung rela- tiv stark und auch permanent verformen und damit den krestalen Knochen mög- licherweise fehlbelasten. Zudem komme es durch Überlastung der Implantatwand häu g zu Frakturen, besonders im Seiten- zahnbereich. Dies gilt nach Nelsons Beobachtungen primär bei konischen und weniger bei Flach-zu-Flach-Verbindungen, da hier die Last in die Implantatschulter geleitet wird. In Bezug auf Periimplantitis sieht PD Dr. Dietmar Weng (Starnberg, Deutschland) den Mikrospalt als Ein- und Austrittspforte für Mikroorganismen und damit als Haupt- ursache. Ein minimierter Spalt, den er pri- mär konischen Verbindungen zuschreibt, sei daher für die Knochenstabilität mög- licherweise wichtiger als der horizontale Versatz beim Platform Switching. The Battle – kontroverse Themen heiß diskutiert Den Höhepunkt der beiden Kongressta- ge bildete der letzte Programmpunkt. In „Streitgesprächen“ wurden unterschied- liche Meinungen heiß diskutiert. Das Publikum hatte jederzeit die Möglichkeit Fragen via App einzubringen, welche dann in der Diskussionsrunde aufgegriffen wurden. So äußerte PD Dr. Dr. Markus Schlee (Forchheim, Deutschland) Zwei- fel an der ätiologischen Hauptrolle des Bio lms. Auch andere Referenten bewer- teten dies in ihren Beiträgen ähnlich. Oft sei unklar, warum manche Patienten Pe- riimplantitis bekommen, andere dagegen nicht. Da verfügbare Therapiemethoden eine unsichere Prognose hätten, bevorzugt Schlee in vielen Fällen Explantationen und gegebenenfalls erneute Implantationen. Prof. Dr. Frank Schwarz (Universität Düsseldorf, Deutschland) hielt dem ent- gegen, dass noch in keiner Studie ein Knochenabbau ohne bio lm-induzierte Entzündung nachgewiesen werden konnte. Auch therapeutisch seien verschiedene Methoden nachweisbar erfolgreich. Je nach Situation müssten Implantatober- ächen mit rotierenden Instrumenten geglättet werden. Alle Referenten wa- ren sich einig, dass eine ganze Reihe von Faktoren periimplantäre Entzündungen begünstigen, darunter Parodontitis, Qua- lität und Quantität von Weichgeweben, Implantat-position, Zementreste im Sulkus (Gegenmittel: Faden legen) und Ober ä- chenbeschaffenheit von Implantat, Auf- bau und Restauration. Weniger gut ist die ätiologische Rolle von Wirtsfaktoren erforscht, wie systemische Erkrankungen, Immunologie und genetische Disposition. Nach Einschätzung von Professor Dr. My- ron Nevins, sollte im Zweifel auf Implan- tate verzichtet und nach Möglichkeit eine Brücke eingegliedert werden. Digital Dentistry Pre-Kongress Erstmalig fand im Vorfeld des Interna- tionalen CAMLOG Kongresses ein Pre- Kongress statt, der sich ganz dem Thema der Digitalen Zahnheilkunde widmete. Implantation und Prothetik lassen sich am Computer in neuer Dimension planen; standardisierte Methoden und Material- qualität erlauben besser voraussagbare Ergebnisse. Dies funktioniert aber nur mit geeigneter Technologie und fundiertem Wissen wie Experten aus Hochschule, Praxis und Labor in Krakau zeigten. Die Zukunft ist offen und digital Wohin führt der digitale Weg? Werden wir zum Beispiel in Zukunft nur noch mit virtu- ellen Modellen arbeiten? Die Moderatoren Prof. Dr. Irena Sailer (Universität Genf, Schweiz) und ZTM Christian Hannker (Hüde bei Diepholz, Deutschland) erhiel- ten in Vorträgen und Diskussionsrunden differenzierte Antworten. So ist das Team Dr. Peter Gehrke und Carsten Fischer (Ludwigshafen bzw. Frankfurt am Main) überzeugt, dass „analoge Arbeitsschritte uns noch eine lange Zeit begleiten wer- den“. Die digitale Zukunft gehöre eindeutig offenen Systemen mit unverfälschten STL- Dateien. Erste geschlossene Systeme seien bereits vom Markt verschwunden. Wer Komponenten kombiniere, sollte aber alle Anbieter und Partner kennen und kompe- tent mit ihnen kommunizieren. Damit sich digitale Techniken durchsetzen, müssen nach Überzeugung von Prof. Dr. Florian Beuer (Charité Berlin, Deutschland) alle Beteiligten Blockaden im Kopf überwin- den. Analoge Prozesse digital zu kopieren, führe nicht zum Ziel. Viele Beispiele zeig- ten in Krakau, wie sich analog und digital ergänzen und vollkommen neue Möglich- keiten eröffnen. Trotz aller Visionen formu- lierte Professor Dr. Sailer am Kongressende ein zurückhaltendes Fazit: „Digitale Tech- nologie ist schon weit fortgeschritten, aber wir sind noch nicht am Ziel.“ Workshops mit Hands-on Viele Teilnehmer nutzten auch die große Chance und besuchten am Kongressvor- tag die praktischen Workshops. Dort wur- den von renommierten Referenten wis- senschaftlich fundierte chirurgische und prothetische Techniken und Behandlungs- konzepte für den Praxisalltag erläutert. Die Workshops boten hervorragende Gelegen- heiten zum direkten fachlichen Austausch mit den Referenten und Industriepartnern. Auch konnten die daraus gewonnenen Eindrücke in den folgenden beiden Kon- gresstagen in kollegialen Gesprächen ver- tieft werden. Young Generation Eines der Ziele der CAMLOG Foundation ist es, den wissenschaftlichen Nachwuch- ses zu fördern. Dies erfolgt einerseits durch die Ausschreibung des Research Awards und die Möglichkeit der Teilnah- me am Posterwettbewerb, bei welchem in diesem Jahr mehr als 60 Poster aus neun Ländern konkurrierten. Erstmalig hatten die Teilnehmer die Chance, ihr Poster münd- lich zu präsentieren. Der gut besuchte Speakers Corner generierte reges Interesse und während einige Referenten bereits erprobte Redner waren, bot sich anderen die erstmalige Gelegenheit zur Präsentation. CAMLOG Foundation Forschungspreis Erneut wurde im Rahmen eines Internati- onalen CAMLOG Kongresses der mit einer Gesamtsumme von 20.000 Euro hochdo- tierte CAMLOG Foundation Forschungs- preis vergeben. Von der Jury wurden Veröffentlichungen ausgewählt, die den Ein uss des Platform Switchings auf die Veränderungen des Knochens sowie die Erfolgsrate sofort belasteter, festsitzender Unterkieferversorgungen untersuchen. Der Preis wurde an junge, talentierte Forsche- rinnen und Forscher vergeben, welche ihre Arbeiten in den zwei Jahren vor dem Kongress veröffentlicht hatten. Ass. Prof. Dr. Salomão Rocha , Coimbra, Portugal gewann den ersten Preis. Der zweite Preis wurde an PD Dr. Maximilian Moergel , Mainz, Deutschland und der dritte Preis an Stefan Krennmair , Wels, Österreich verliehen. Fazit Der 6. Internationale CAMLOG Kogress bot einmal mehr eine gelungene Mischung aus hochstehender Wissenschaft, relevantem Praxisbezug und einer mitreißenden Stim- mung. Der Kongress brachte eine Fülle an Informationen, die sich direkt für die tägli- che Praxis nutzen lassen. Faszinierend war auch der Austausch zwischen Experten, von denen viele sowohl in eigener Praxis als auch in der Forschung erfolgreich sind. WISSENSCHAFT / KLINISCHE FORSCHUNG PD Dr. Dr. Markus Schlee Prof. Dr. Frank Schwarz Prof. Dr. Irena Sailer Dr. Mario Beretta, Prof. Dr. Irena Sailer, PD Dr. Michael Stimmelmayr und Dr. Giano Ricci Ass. Prof. Dr. Salomão Rocha, PD Dr. Maximilian Moergel und Prof. Dr. Gerald Krennmair für Stefan Krennmair Workshop Jan H. Koch, Dr. med. dent. (DDS)

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