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logo 41 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2017 logo 41 • das CAMLOG Partner-Magazin • Dezember 2017 und mit dem zuvor präparierten Periost des Splitflaps mit resorbierbarer Naht be- festigt. Hierüber kann der Mukosaanteil des Splitflaps spannungsfrei geschlossen werden, so dass eine deutliche Gewebs- zunahme bei vollständiger plastischer De- ckung der Implantatregion resultiert. Das so transplantierte Bindegewebe bringt die genetische Information mit zur lang- fristigen Ausbildung einer keratinisierten Gingiva am Implantationsort. Postoperativ ergeben sich häufig Schwellungszustände, die in Kombination mit der Weichgewebs- vermehrung eine optische Verkleinerung der klinisch sichtbaren Nachbarzahnkro- nen bewirken (Abb. 22). Hierüber ist der Patient unbedingt aufzuklären und das Provisorium entsprechend anzupassen. Nach zehn Wochen war die neue Weichge- webssituation vollständig etabliert (Abb. 23). Dies entsprach gleichzeitig dem Aus- gangszustand für die im Anschluß folgen- den implantatprothetischen Maßnahmen zur Weichgewebsausformung. Zu diesem Zeitpunkt sind alle hart- und weichge- websaugmentativen Behandlungsschritte abgeschlossen. Es ist dabei sicherzustellen, dass das Weichgewebe möglichst sogar überdimensioniert rekonstruiert ist, um ausreichend Reserven für die Weichge- websausformung sicherzustellen. Gingivaformung Bereits nach der Implantation erfolgte die intra-operative Abformung des Implantats mit einem individuellen Löffel (Abb. 24). Dies diente als Grundlage für die Herstel- lung eines individuellen Gingivaformers (Abb. 25). Dieser Gingivaformer wird entweder aus Kunststoff oder Zirkonoxid in Anlehnung an die gescannte protheti- sche Aufstellung des zu ersetzenden Zah- nes gefräst und mit einem provisorischen Abutment verklebt. Der nach chirurgischer Freilegung mittels Verschiebeplastik einge- setzte Gingivaformer ragt etwa 2 mm über den Gingivarand hinaus und hat an der Durchtrittsstelle seine breiteste Ausdeh- nung (Abb. 26). Ziel dieses individuellen Gingivaformers ist es, das Emergenzprofil des späteren Implantatabutments in der Gingiva auszuformen. Hierzu muss er im axialen Schnitt sowohl die oro-vestibuläre als auch die mesio-distale Dimension der Kronenanatomie auf Gingivaniveau opti- mal nachbilden (Abb. 27). Wir verstehen die Einführung des Konzeptes eines indi- viduellen Gingivaformers als das entschei- dende Bindeglied in unserem ästhetischen Behandlungsprotokoll zwischen der chirur- gischen Rehabilitation des Implantatlagers und der prothetischen Nachbildung einer anatomischen Zahnkrone. Die Verweil- dauer des individuellen Gingivaformers im Mund zur Gingivaformung ist individuell verschieden und beträgt zwischen acht und zwölf Wochen, bevor die Implanta- tabformung stattfinden kann. Individuelles Abutment und Implantatkrone Nach Entfernen des individuellen Gingi- vaformers musste bei der Implantatab- formung sichergestellt werden, dass der grazile Gingivatrichter nicht durch das Abformmaterial deformiert wird. Aus die- sem Grund wurde ein konfektionierter Abdruckpfosten mittels niedrig viskösem Kunststoff ummantelt und in dem Gingi- vatrichter ausgehärtet (Abb. 28). Das so erhaltene Modell spiegelt die Implantat- situation mit gleichzeitig vorhandenem gingivalen Durchtrittsprofil der späteren Krone wider. Auf dieser Grundlage wurde ein individuelles Abutment hergestellt, das drei wesentliche Aufgaben erfüllt: farbli- che Individualisierung des Zahnkerns; fina- le Manipulation der Gingiva durch variie- rende subgingivale Gestaltung; maximale basale Breite, die vergleichbar ist mit einer präparierten natürlichen Zahnkrone mit ca. 1 mm subgingival liegendem Kronenrand (Abb. 29). Unsere Meistermodelle werden stets ohne Gingivamasken angefertigt, da wir den chirurgisch-prothetisch aufwendig ausgeformten Gingivarand als definierte Begrenzung ins Modell exakt übertragen wollen, wozu resiliente Gingivamasken nicht indiziert sind (Abb. 30). Das Zirkon- Kronengerüst wurde gefräst (Cercon ht light, Degudent, Hanau) und mit Keramik- massen verblendet (Cercon ceram Kiss, Degudent, Hanau). Durch das Aufpudern neutraler hochfluoreszierender Keramik- massen auf das Gerüst, können diesem mit minimaler Schichtstärke bereits alle nötigen Lichteigenschaften verliehen wer- den. Der vorangegangenen Farbnahme im Labor kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu, denn es sind bei Frontzahn- kronen bis zu 20 Farben und Mischtöne für die individuelle ästhetische Gestaltung erforderlich (Abb. 31). Die Farbnuancen wurden direkt am Patienten bestimmt und in ein ästhetisches Schichtschema übertra- gen (Abb. 32). [3] Die so angefertigte Krone wurde zemen- tiert und die klinischen Gingivaverhältnisse nach einem Monat in situ als Referenz fo- tografisch dokumentiert (Abb. 33). Kürz- lich ist das klinische Follow-Up nach 15 Monaten erfolgt (Abb. 34): Das Ergebnis der ästhetischen Rehabilitation mittels Im- plantat-Einzelzahnkrone nach knöcherner und weichgewebiger Regeneration und Weichteilausformung ist zuverlässig stabil und der Patient mit Ästhetik und Funktion uneingeschränkt zufrieden. Diskussion/ Fazit Der vorliegende Patientenfall schildert den detaillierten Behandlungsverlauf einer äs- thetischen Frontzahnrehabilitation nach Zahnverlust, Verlust von Teilen des zahntra- genden Alveolarfortsatzes aufgrund einer ausgedehnten Zyste und die schrittweise Regeneration von Hart- und Weichgewebe als Voraussetzung für die implantat-chirur- gische und -prothetische Therapie. Die Abfolge der Behandlungsschritte, die sich über ein Jahr ausdehnen können, muss Abb. 25: Individueller Gingivaformer auf dem Modell. Abb. 31: Individueller Farbschlüssel zur Farbnah- me am Patienten. Abb. 34: Follow-Up nach 15 Monaten zeigt einwand- freie biologische und prothetische Bedingungen. Abb. 26: Frontalansicht des individuellen Gingivaformers in situ. Abb. 32: Das am Patienten angefertigte Schichtschema für die farbliche Individualisierung der Implantatkrone. Abb. 27: Okklusalansicht des individuellen Gingivaformers mit anatomisch optimalem Emergenzprofil. Abb. 33: Eingesetzte Implantatkrone nach einem Monat. Abb. 23: Zehn Wochen nach Weichgewebsaugmentation. Ausgangszustand für die Gewebsausformung. Abb. 24: Intraoperative Implantat-Abformung mit individuellem Löffel. Abb. 22: Postoperativer Schwellungszustand eine Woche nach Weichgewebsaugmentation. Abb. 28: Implantatabformung mit individu- alisiertem Abdruckpfosten zur Stabilisierung des Gingivatrichters. Abb. 29: Individuelles Abutment in situ. Abb. 30: Keramisch verblendete Zirkonoxid-Krone auf dem Meistermodell ohne Gingivamaske. PRAXISFALL PRAXISFALL 16 17

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