10 | DEUTSCHER ÄRZTEVERLAG | DENTAL MAGAZIN | 2021, 39(7) EXPERTENZIRKEL Unverträglichkeitsreaktion darauf haben wir noch nie festgestellt [13,14]. MOERGEL: Das sehe ich auch so. Bei Klebeabutments kommt es auf eine saubere Verfugung und Politur an. Das hat der Zahntechniker in der Hand. GUERRA: Individuelle Abutments, die mit CAD/CAM-Techniken hergestellt wurden, werden von vielen Zahnärzten vor allem im ästhetischen Bereich gegenüber Standard-Abutments bevorzugt, um das Emergenzprofil zu optimieren und die Keramikrestauration besser zu unterstützen. Bisher scheint die beste Option die Verwendung von Titan-Basen zu sein, die im Dentallabor verklebt werden. Auf diese Weise können Krone und Abutment direkt mit dem Implantat verschraubt werden, wodurch Probleme bei der intraoralen Befestigung vermieden werden. Die Klebefuge, die sich in der Nähe der Implantatschulter befindet, insbesondere bei Flach-zu-flach-Verbindungen bei Implantaten auf Knochenniveau, kann bei unsachgemäßer Verarbeitung auf lange Sicht ein Problem für die Gesundheit des periimplantären Gewebes sein. Der Verlust der adhäsiven Eigenschaften dieser Zemente kann mit der Zeit eintreten. Wir denken, dass strenge Protokolle für die Befestigung befolgt werden müssen, damit diese Restaurationen erfolgreich sind. Ein weiteres Problem ist die Biokompatibilität dieser Zemente. Nicht jeder Kunststoffzement zeigt bei allen Patienten die gleiche Gewebereaktion. Wir würden dieses Thema gerne in der Literatur als einen Faktor sehen, der das klinische Ergebnis beeinflussen kann. Sind möglicherweise Tissue-Level- Implantate eine bessere Alternative? MOERGEL: Bei sehr dicker Mukosa ist der positive Einfluss von Platform-Switching eher gering. Bei weit posteriorer Lage im Zahnbogen kann dann ein Tissue-Level-Implantat beim Finden der korrekten Position und dem Entfernen von Zementresten für ein langfristig stabiles Ergebnis am Knochen bedeutsamer sein. BESCHNIDT: Tissue-Level-Implantate halte ich nur dann für sinnvoll, wenn die Ästhetik eine geringe Rolle spielt. Also im Seitenzahnbereich? GUERRA: Korrekt, Tissue-Level-Implantate sind unserer Meinung nach eine Alternative im Seitenzahnbereich, in dem ästhetische Gesichtspunkte nicht so wichtig sind wie im Frontzahnbereich. Im Seitenzahnbereich sollte die Verwendung von Standard-Abutments für verschraubte Situationen einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber individualisierten Abutments haben. Und wenn individuelle Klebeabutments bevorzugt werden, wird der Kronenrand im Gewebeniveau an der marginalen Gingiva weit weg vom Knochenimplantatkontakt an der Schulter des Implantats nach oben verschoben, wodurch periimplantäre Gewebekomplikationen aufgrund der Zementierung reduziert werden. BESCHNIDT: Noch wichtiger für das Weich- und Hartgewebe ist aus meiner Sicht Platform-Switching plus Verzicht auf einen Abutmentwechsel. Das unterstützt die Knochenanlagerung auf der Implantatschulter, der Knochen wächst „bergauf“. Sie meinen das One-Abutment-One- Time-Konzept? BESCHNIDT: Richtig, aber der Name spielt dabei keine Rolle, es handelt sich einfach um ein Protokoll, das wir in unserer Praxis seit Jahren anwenden. Voraussetzung: Das Abutment ist bereits vor Implantatinsertion fertiggestellt. Wir nutzen die Vorteile der digitalen Techniken in Kombination mit analogen Verfahren. Das Implantat wird guided inseriert, zum Beispiel mit dem Smop-System, das Abutment wird vor dem chirurgischen Eingriff anhand der digitalen Daten gefertigt, zum Beispiel über den CAMLOG-CAD/CAMFertigungsservice DEDICAM. Auch das Langzeitprovisorium oder die finale Krone lässt sich dort bereits vorab herstellen. Dieses Konzept ermöglicht vorhersagbare Lösungen, reduziert Behandlungssitzungen und ist patientenfreundlich. „Das Platform-MatchingImplantat ist der Allrounder. Damit lassen sich fast alle Indikationen abdecken, doch hin und wieder mit ästhetischen Einbußen.“ Dr. Sven-Marcus Beschnidt Platform-Switching – also das Verwenden eines Abutments, das einen kleineren Durchmesser hat als die Implantatplattform – hilft, den krestalen Knochenverlust zu verhindern und das periimplantäre Weichgewebe zu vermehren. Das bestätigen Ein-, Zwei- und Fünfjahresbetrachtungen. Platform-Switching lässt sich sowohl bei konischen als auch bei Flach-zu-flach-Verbindungen realisieren. Trotz dieser Vorteile kommen nach wie vor Platform-Matching-Abutments zum Einsatz. Im Bereich der Molaren liefern Platform-Matching-Abutments eine zusätzliche Stabilität. Die Grenzen des Platform-Switching liegen bei schmalen Implantaten. Bei Durchmessern von unter 3,8 mm ist das Platform-Switching kontraindiziert. Der Switch wäre zu gering und damit ineffektiv. Zusammenfassung
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