Sonderdruck Dental Magazin 2021

6 | DEUTSCHER ÄRZTEVERLAG | DENTAL MAGAZIN | 2021, 39(7) und die der Universität Mainz eine langfristige klinische Kohortenstudie mit einem Implantatsystem mit konischer Verbindung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten ebenfalls ein höheres krestales Knochenniveau und einen Erfolg von 95% nach fünf Jahren gemäß den Buser-Kriterien [6] (Abb. 7a bis 7f). Auch weitere Studien belegen den Einsatz des Platform-Switch und seine Wirksamkeit [7]. Welche Rolle spielt dabei das richtige Implantatsystem? MOERGEL: Eine erhebliche. Postulierte Albrektsson 1986 noch einen Knochenabbau von 1,5 mm im ersten Jahr als Implantaterfolg [8], kann davon heute keine Rede mehr sein. Moderne Implantattypen zeigen auch nach Jahren einen deutlich geringeren periimplantären Knochenschwund, wie unsere Studie [7] auch belegt. Unabhängig vom Platform-Switching? BESCHNIDT: Das kann man nicht so klar beantworten, denn nicht nur die Implantate haben sich verbessert, auch das chirurgische Protokoll hat sich geändert. Vor 30 Jahren hat man Implantate beim Eindrehen gekühlt, heute weiß man beispielsweise, langsame, gleichmäßige Umdrehungen, ob per Hand oder maschinell, brauchen keine Kühlung. MOERGEL: Inwieweit Platform-Switching tatsächlich hierbei einen Einfluss hat, kann man vielleicht aus zwei klinischen Studien der Arbeitsgruppen um Linkevicius aus dem Jahr 2015 abschätzen. In beiden Studien wurde der Einfluss von dicker und dünner periimplantärer Mukosa auf den resultierenden Knochenverlust an der Schulter untersucht [9, 10]. In der ersten Untersuchung wurden keine PS-Abutments, jedoch in der zweiten das-PS Design untersucht. Für beide Abutmenttypen war eine dicke Mukosa vorteilhaft mit lediglich 0,44 mm bzw. 0,22 mm periimplantären Knochenverlust, gegenüber 1,65 mm bzw. 1,18 mm bei dünner Mukosa. Der Studienvergleich zeigt hier, dass PS nochmals einen geringeren periimplantären Knochenverlust hat und der protektive Unterschied bei dünner Mukosa deutlicher ausfällt. Das heißt? MOERGEL: Dass die Wahl eines PS- Abutments bei dünner Mukosa bedeutsamer wird, was die oben benannte biologische Basistheorie untermauert. Die Zahlen von Linkevicius ähneln den Ergebnissen zweier Studien zum Camlog Implantatsystem, die wir durchgeführt hatten [11]. Vom Aspekt klinischer Studien aus betrachtet, sind so kleine Unterschiede natürlich kritisch, da bei kleinen Unterschieden extrem große Fallzahlen zur Aufdeckung signifikanter Unterschiede inkludiert werden müssen. Dies gelingt letztlich nur in Multicenterstudien. Da der periimplantäre Knochenerhalt aber ein multifaktorielles Geschehen ist, kommen dann andere Einflussfaktoren bei vielen verschiedenen Chirurgen und Prothetikern hinzu, die den periimplantären Knochenumbau wieder anderweitig beeinflussen. Zum Beispiel? MOERGEL: Zum Beispiel die Insertionstiefe, die Angulation, die Abstände, das Protokoll, also Sofort- versus Spätversorgung, verschraubt versus zementiert, die unterschiedlichen Zementarten und die verschiedenen Abutmenttypen – für all das wurde der Einfluss auf den periimplantären Knochenerhalt beschrieben. Inwieweit beeinflusst das Platform- Switching die Ausgestaltung des Emergenzprofils? MOERGEL: Erheblich, gerade bei schmalen Schaltlücken, schlichtweg, weil mehr Gewebevolumen für die subgingivale Gestaltung zur Verfügung steht. BESCHNIDT: Ich schließe mich an, das belegen wirklich sehr viele Untersuchungen. Das Weichgewebe erhält mehr Raum und der reduzierte Abutment-Durchmesser schützt die Implantatschulter am Knochenübergang. Unsere Studie [12] hat gezeigt, dass dies zu einer Ausheilung des Weichgewebes über die Implantatschulter führt. Abb. 7a PS Gingivaformer an der konischen Verbindung Implantat und zementierte Einzelkronen bei Belastung (acht Wochen postoperativ) Abb. 7b PS standardisiertes periapikales Röntgenbild bei Belastung Guerra Guerra 7a 7b EXPERTENZIRKEL „Ab dem Zeitpunkt der Belastung und bis zu fünf Jahre danach zeigten zwei von drei Implantaten aus der Platform-Switching-Gruppe einen Knochenzuwachs.“ Prof. Dr. Fernando Guerra

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