DEUTSCHER ÄRZTEVERLAG | DENTAL MAGAZIN | 2021, 39(7) | 7 Was genau ist der Vorteil? BESCHNIDT: Die Implantatschulter kommt nie mehr in den Bereich des Sulkus, also in den Bereich, der zur Mundhöhle offen ist. Mikrobewegungen entstehen immer, egal, um welche Innen-Verbindung es sich handelt. Und diese Mikrobewegungen führen dazu, dass auch kleine Bakterienströme quasi an diese Implantatschulter kommen. Beim Platform-Switching ist diese Implantatschulter insofern durch das Weichgewebe geschützt, weil da ja kein Abutment mehr hinkommt. Aus diesem Grund führen PS-Abutments immer zu einem besseren Weichgeweberesultat. Und – je nachdem wie groß dieses Platform-Switching ist, sagen wir mal ab 0,4 mm – ist auch ein hartgewebiges Resultat – der Knochen bleibt erhalten – zu verzeichnen. Ist das klassische Platform-MatchingAbutment damit out? BESCHNIDT: Definitiv nicht: Im Bereich der Molaren liefern Platform-MatchingAbutments eine höhere Stabilität. Sie fangen einen größeren Zahndurchmesser deutlich leichter auf. Und wenn sich ein Implantat nicht ausreichend tief setzen lässt, sind Platform-Matching-Abutments nach wie vor Stand der Technik. Das hängt natürlich massiv davon ab, inwieweit ästhetische oder funktionelle Implantologie betrieben wird. Bei All-on-Four-Versorgungen in einen zahnlosen Kiefer sind beispielsweise Platform-Matching-Abutments die Regel. Geht es darum, das Weichgewebe zu erhöhen und zu formen, etwa bei Einzelzahnimplantaten oder Brücken im ästhetischen Frontzahnbereich, sind Platform-Switching- Implantate vorzuziehen. Kurz: Das ästhetische „Spezialistenimplantat“ ist stets das platformgeswitchte, weil wir einfach ein stabileres perimplantäres Hart- und Weichgewebe erreichen können. Das Platform-Matching-Implantat ist dagegen der Allrounder. Damit lassen sich fast alle Indikationen abdecken, doch hin und wieder mit ästhetischen Einbußen. Aber: Hinsichtlich der Überlebensraten gibt es derzeit keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Abutment-Matching und -Switching-Implantaten. Stichwort Mikrobewegungen und Mikroleakage: Wirkt Platform-Switching dem unabhängig von der Implantat-Innenverbindung entgegen? MOERGEL: Aus meiner Sicht hat das Platform-Switching-Konzept nur wenig Einfluss auf die Mikrobewegungen, obwohl die Kräfte mehr zentral eingeleitet werden. Es wurde gezeigt, dass durch Pumpeffekte unter Belastung selbst bei den konischen Abutmentinnenverbindungen noch Mikrobewegungen auftreten und den eben beschriebenen Prozess unterhalten können, wenngleich geringer als bei gerader Innenankopplung. Zusätzlich konnte in finite Elemente-Analysen für Platform-Switch-Abutments eine günstigere Krafteinleitung zentral zur Implantatachse nachgewiesen werden. BESCHNIDT: Gänzlich lassen sich Mikrobewegungen nicht verhindern. GUERRA: Das vertreten wir ebenfalls: Mikrobewegungen und der Pumpeffekt sind bei allen implantatgetragenen Versorgungen Realität. Die Rolle der Platform-Switching-Abutments entspricht der Theorie des inflammatorischen Infiltrates, wonach die Veränderung der Schnittstelle zwischen Implantat und prothetischem Abutment in Richtung einer stärker medialen Lage, d. h. weit vom marginalen Knochen, die Knochenstabilisierung positiv beeinflusst. Lässt sich Platform-Switching bei Flachzu-flach-Verbindungen realisieren? MOERGEL: Natürlich, bei Flach-zu-flach Verbindungen lässt sich Platform- Switching genauso umsetzen wie bei Guerra Guerra 7c 7d Abb. 7c PS 1-Jahres-Follow-up Abb. 7d PS-Röntgenbild 1-Jahres-Follow-up
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