DZZ Sonderdruck 2010, M. Stimmelmayr et al.

Schrumpfungsneigung der bukkalen und interdentalen Gewebe im ästhetischen Bereich einen Risikofaktor darstellt, sollte eine Sofortimplantation nur bei intakter Alveole und dickem parodontalen Bio- Typ durchgeführt werden. Insbesondere bei dünnem parodontalen BioTyp A1 (Tab. 2) [19] kann es aufgrund der Resorp- tion des Bündelknochens zu Knochen- und Gingivarezessionen kommen [11, 24], die später nur sehr schwer korrigier- bar sind [14]. Da die Sofortimplantation fast immer mit einer Knochenaugmenta- tion verbunden ist, ist ein primärer Wundverschluss mittels freier oder ge- stielterWeichteiltransplantate unabding- bar [20]. Der primäre Weichgewebsver- schluss kann ebenso mit einem korona- len Verschiebelappen erzielt werden, der jedoch zu einer Verschiebung der muko- gingivalen Grenze und in der ästheti- schen Zone zu einer Ästhetikeinbuße führt. Demnach sollte ein koronaler Ver- schiebelappen in der ästhetisch an- spruchsvollen Zone nicht mehr zum Ein- satz kommen. Bei Patienten mit dünnem parodontalen Biotyp und entsprechen- Tabelle 1 Implantatsetzung in Extraktionsalveolen nach Hämmerle [13]. Table 1 Implant placement in extraction sockets by Hämmerle [13]. Tabelle 2 Einteilung parodontaler Morphotypen nach Müller [16]. Table 2 Classification of periodontal morphotypes by Müller [16]. Abbildung 1 Vergleich des Vo- lumenerhaltes nach Sofortimplan- tation regio 23 in Kombination mit zweistieligem kombinierten Schleim- haut-Bindegewebstransplantat (nach Freilegung mit Rollappentechnik) und natürlicher Resorption regio 22 nach Zahnentfernung ohne Alveolen- und Kammerhaltungsmaßnahmen. Figure 1 Comparison of the volume of the alveolar crest after immediate implant placement in combination with a combined epithelized-sub- epithelial connective tissue graft in region 23 (after second stage surgery with a modified roll flap) and unin- hibited resorption after tooth re- moval in region 22 without any preservation of the socket. Klassifikation Typ 1 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Definition Implantation unmittelbar nach Zahnentfernung im Rahmen des gleichen Eingriffs Alveole vollständig bedeckt mit Weichgewebe (ca. 4–8 Wochen) Deutliche klinisch oder radiolo- gisch nachweisbare Knochenre- generation (ca. 12–16 Wochen) Ausgeheilte Implantationsstelle (> 16 Wochen) Vorteile – weniger chirurgische Eingriffe – kürzere Behandlungszeit insge- samt – optimales Angebot an vorbeste- henden Knochen – leichtere Lappenmanipulation durch größeres Weichteilangebot – Abklingen lokaler Erkrankungen kann verifiziert werden – Knochenregeneration in der Al- veole erleichtert Implantation – abgeheiltes Weichgewebe, daher leichtere Lappenmanipulation – klinisch ausgeheilter Knochen – abgeheiltes Weichgewebe, daher leichtere Lappenmanipulation Nachteile – evtl. erschwerte Positionierung und Ver- ankerung – evtl. kein optimales Resultat durch dün- nen parodontalen Biotyp – evtl. zu wenig keratinisierte Mukosa zum Lappenschluss – evtl. Notwendigkeit zusätzlicher chirurgi- scher Eingriffe – technisch anspruchsvoll – evtl. erschwerte Positionierung und Ver- ankerung – längere Behandlungsdauer – unterschiedlich ausgeprägter Knochenab- bau – evtl. Notwendigkeit zusätzlicher chirurgi- scher Eingriffe – technisch anspruchsvoll – längere Behandlungsdauer – evtl. Notwendigkeit zusätzlicher chirurgi- scher Eingriffe – unterschiedlich ausgeprägter Knochenab- bau – längere Behandlungsdauer – evtl. Notwendigkeit zusätzlicher chirurgi- scher Eingriffe – stark schwankendes Knochenangebot Morpho- typ A 1 A 2 B Zahnform schlanke, dreieckige Zahnform schlanke, dreieckige Zahnform Quadratische Zahnform Gingiva- dicke < 1mm < 1mm > 1mm Breite der kerati- nisierten Gingiva < 3,5 mm 4–5 mm > 6 mm 4 M. Stimmelmayr et al.: Biologie der Alveolenheilung und chirurgische Maßnahmen zum Alveolen- und Kammerhalt Biology of socket healing and surgical procedures for socket and ridge preservation

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