DZZ Sonderdruck 2010, M. Stimmelmayr et al.

später notwendige große koronale Ver- schiebelappentechniken verhindert wer- den (Abb. 4). Diese minimalinvasive Technik ohne Lappenabklappung beugt einer weiteren Resorption vor, da jegliche Deperiostierung des Knochens zum Ver- lust von Hartgewebe führen würde [9]. Der Erfolg einer Socket- oder Ridge- Preservation-Technik hängt entschei- dend von einem speicheldichten primä- ren Wundverschluss der augmentierten Extraktionsalveole ab [25, 27]. Die Mög- lichkeit zur Defektdeckung der Extrakti- onsalveole mit freien Gingivatransplan- taten wurde schon 1994 beschrieben [16, 17]. Jedoch ist die Misserfolgsrate bei diesen Gingivatransplantaten relativ hoch, da der Gefäßanschluss nur über den Gingivaverbund der Alveole und des darunterliegenden Koagulums erfol- gen kann [15]. Daher ist es sinnvoll, die Socket-Seal-OP mit ein-, oder zweistieli- gen kombinierten Bindegewebs- Schleimhauttransplantaten durch- zuführen. Diese Transplantatart wurde erstmals von Seibert [23] beschrieben, je- doch zum Aufbau zahnloser Kiefer- kammabschnitte zur Ausformung von Pontics. Iglhaut [13] hat die einstieligen Transplantate erstmals zum Verschluss von Extraktionsalveolen eingesetzt, die- se wurden dann von Stimmelmayr [26] zu zweistieligen Transplantaten weiter- entwickelt. Neben einem besseren Ge- fäßanschluss durch den bzw. die Binde- gewebsstiele kommt es zu einer Ver- dickung der bukkalen Weichgewebe. Dies ist in der ästhetischen Zone zur Ausformung eines natürlichen Emer- genzprofiles von großer Bedeutung. Au- ßerdem stützt der Weichgewebsver- schluss der Extraktionsalveole die be- nachbarten Papillen und beugt einer Schrumpfung der ortständigen befestig- ten Gingiva vor [27]. 4. Fallbeispiele 4.1 Sofortimplantation mit zwei- stieligem Schleimhaut-Binde- gewebstransplantat Der Zahn 11 eines gesunden 56-jährigen Patienten wurde vor 38 Jahren aufgrund eines Traumas endodontisch versorgt (Abb. 5). Bei der Erstbefundung des Pa- tienten konnte ein internes Granulom diagnostiziert werden. Zwölf Wochen später stellte sich der Patient mit einer Querfraktur des Zahnes 11 erneut in der Praxis vor (Abb. 6). Zahnentfernung und Implantatsetzung: Der Zahn 11 wurde durch eine weit- gehend atraumatische Extraktionstech- nik entfernt und sämtliches Entzün- dungs- und Granulationsgewebe aus der Alveole kürettiert [27]. Das innere Saum- epithel der Gingiva wurde entfernt, um eine bessere Integration der Transplanta- te zu gewährleisten. Danach erfolgte die Untersuchung der knöchernen Extrakti- Abbildung 5 und 6 Zahn 11 dunkel verfärbt aufgrund des Traumatas und der Wurzel- kanalbehandlung vor 38 Jahren mit radiologisch diagnostiziertem internen Granulom und Quer- fraktur. Figure 5 and 6 Dark discoloration of tooth 11 resulting from an injury and endodontic treat- ment 38 years ago. Note the radiographically visible granuloma and horizontal tooth fracture. Abbildung 7 Inseriertes Camlog Screwline promote plus Implantat regio 11 und zirkuläre Augmentation mittels Gemisch aus Bio-Oss und Eigenknochen. Figure 7 A Camlog Screwline promote plus implant was placed and circular augmentation with an autogenous bone/BioOss mixture was performed. 6 M. Stimmelmayr et al.: Biologie der Alveolenheilung und chirurgische Maßnahmen zum Alveolen- und Kammerhalt Biology of socket healing and surgical procedures for socket and ridge preservation

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