DZZ Sonderdruck 2010, M. Stimmelmayr et al.
tiv eine tiefgezogene Wundverbandplat- te (Erkodur 1,5mm, Fa. Erkodent, Pfalz- grafenweiler) eingegliedert. Die Wund- heilung verlief komplikationslos. Die Entfernung der Einzelknopfnähte er- folgte nach 8, die der Matratzennähte nach 14 Tagen. Es kam zu einer ober- flächlichen Abschilferung des Epithels, ansonsten erfolgte aufgrund der beiden Bindegewebsstiele eine rasche Kapillar- einsprossung und Durchblutung des Transplantates. Nach zwei Wochen war das Transplantat bereits zur Hälfte epi- thelisiert, nach vier Wochen absolut reizlos in situ. Prothetische Restauration: Nach fünfmonatiger Implantateinhei- lung erfolgte die Freilegung mittels Roll- lappentechnik, um das bukkale Weich- gewebe nochmals zu verdicken. Das Im- plantat wurde zunächst zur weiteren Weichgewebsausformung mit einem Langzeitprovisorium versorgt. Die defi- nitive Versorgung erfolgte nach wei- teren zwölf Monaten (Abb. 13). 4.2 Ridge-Preservation mit zwei- stieligem Schleimhaut-Binde- gewebstransplantat Ein 45-jähriger Patient wurde zur Ex- traktion und Implantation des Zahnes 11 überwiesen (Abb. 14). Die Entfer- nung des Zahnes erfolgte wie bereits oben beschrieben in einer möglichst atraumatischen Extraktionstechnik un- ter Antibiotikaschutz (3 x 1000 mg Amoxicillin 2 Tage prae op und 4 Tage post op). Um Drucknekrosen der gingi- valen Weichgewebe und Traumata der knöchernen Alveolenwand (Einrisse an Alveolenwänden, Frakturen dünner Al- veolarfortsatzanteile) zu vermeiden, wurde eine intraalveoläre Zahnentfer- nung durch mesio-distale Längsfräsung durchgeführt. Es erfolgte eine gründli- che Kürettage der Alveole. Danach wur- den die Alveolenwände mit einer Sonde abgetastet, wobei bukkale Wanddefekte durch Sondieren bei außen aufgelegter Fingerspitze identifiziert wurden. Da die bukkale Lamelle perforiert war, war es sinnvoll, den Defekt mininmalinvasiv mittels einer Ridge-Preservation-Tech- nik transalveolär zu rekonstruieren. Vor dem Auffüllen der Alveole wurde das Pe- riost vorsichtig an der bukkalen Alveo- lenwand circa 2–3 mm über den Defekt- rand vom Knochen abpräpariert. Weiter wurde der bukkale Tunnel supraperios- tal mit einer 15c-Klinge (Fa. SwannMor- ton, Sheffield, England) über den knö- chernen Defekt hinaus und der palatina- le Tunnel zur Aufnahme der Membran und des kombinierten Schleimhaut-Bin- degewebstransplantates scharf präpa- riert. Anschließend wurde eine Kolla- genmembran (Bio-Gide, Fa. Geistlich) in den Spalt zwischen Knochen und Pe- riost geschoben und die Alveole mit ei- nem Gemisch aus 50 % Eigenknochen und 50 % Knochenersatzmaterial (Bio- Oss 0,25–1mm) aufgefüllt (Abb. 15). Die Membran wurde über das Augmentat in den palatinalen Tunnel eingeschlagen (Abb. 16), so dass die ursprüngliche Kontur des Alveolarkammes wiederher- gestellt werden konnte. Um einen siche- ren primären Wundverschluss zu errei- chen und um zusätzlich die bukkalen und okklusalen Weichgewebe zu ver- dicken, wurde zur Defektdeckung ein zweistieliges kombiniertes Schleimhaut- Bindegewebstransplantat vom harten Gaumen regio 24–27 entnommen. Zu- nächst wurden der bukkale und danach der palatinale Bindegewebsstiel in den vorher gebildeteten Tunnel zwischen Membran und Weichgewebe einge- zogen und mit einer Matratzennaht fi- xiert. Daraufhin wurde der Schleim- hautanteil mit Einzelknopfnähten fi- xiert und adaptiert (Abb. 17). Die Wund- heilung verlief problemlos, so dass nach fünf Monaten ein Implantat (Camlog Screwline promote plus Ø4,3 mm/ 13 mm; Fa. Camlog) inseriert werden konnte. Nach fünfmonatiger Einheil- phase und erfolgter Freilegung mittels Rolllappentechnik konnte das Implan- tat vom Hauszahnarzt prothetisch ver- sorgt werden (Abb.18). 5. Schlussfolgerung In der ästhetisch anspruchsvollen Zone ist eine Implantation in Extraktions- alveolen, die der natürlichen Wundhei- lung überlassen wurden, in den meisten Fällen nur nach vorangegangener oder gleichzeitiger Augmentationmöglich. Ei- ne Augmentation bzw. eine Erhaltung Abbildung 16 In den palatinalen Tunnel eingeschlagene BioGide Membran. Figure 16 The membrane was placed over the augmented bone and pulled into the palatal tunnel. Abbildung 17 Adaptation der Wundränder mit Einzelknopfnähten zur Stabilisierung des zweistieligen Schleimhaut-Bindegewebs Trans- plantates. Figure 17 Wound margins were adapted with single sutures to sta- bilize the combination epithelized-subepithelial connective tissue graft. 9 M. Stimmelmayr et al.: Biologie der Alveolenheilung und chirurgische Maßnahmen zum Alveolen- und Kammerhalt Biology of socket healing and surgical procedures for socket and ridge preservation
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