Sonderpublikation 11/2018 – Therapie im Fokus

6 THERAPIE im Fokus Aber auch das Weichgewebe spielt bei der transgingivalen Einheilung eine große Rolle, ein stabiles, dickes Weich- gewebe sollte vorhanden sein. Ohne 2 bis 3 mm keratinisierte und attached Mukosa auf dem Kieferkamm würde keiner der Experten bei einer Spätimplantation im Molarenbereich offen einheilen lassen. Klenke: „Sehe ich, dass das Weichgewebe zu dünn sein könnte, lasse ich die Finger da- von.“ Auch Dr. Maximilian Blume, Mainz, urteilt: „Ein transgingival einge- heiltes Implantat nachträglich weich- geweblich zu unterfüttern, eine Vesti- bulumplastik zu machen oder dickeres Gewebe zu generieren, ist immer schwierig. Da würde ich mir grundsätz- lich die Freilegungs-OP als Option frei- halten.“ Bei der Freilegung käme dann zum Beispiel ein apikaler Verschiebe- lappen oder ein freies Schleimhaut- transplantat (FST) in Betracht. Auch bei iSy-Sofortimplantation im Front- zahnbereich rät Klenke in seinem Fall- beispiel zur Bindegewebsverdickung. DGI-S3-Leitlinie in Arbeit Auch wenn alle Teilnehmer die Erfah- rung machen, dass 2 bis 3 mm Weich- gewebe über dem Implantat bei der transgingivalen Einheilung zu einem besseren Ergebnis führen – belegt ist das nicht. „Wir haben zur exakten Weichgewebsdicke über dem Implan- tat derzeit keine validen Daten“, be- richtete Moderator Sader, der als Koor- dinator für das periimplantäre Weich- gewebsmanagement mit einer DGI- S3-Leitlinie befasst ist. Die Leitlinie er- warten die Experten mit Spannung, vor allem mit Blick auf die Aussagen von Linkevicius et al., wonach Weich- gewebe mit weniger als 2 mm Dicke ei- nen erhöhten Knochenabbau am Im- plantat ein Jahr nach Implantation nach sich zog. Prothetik eingeschränkt? Die transgingivale Einheilung verkürzt den operativen Aufwand deutlich. Doch noch entscheidender ist, dass mit dem iSy-System die prothetische Ver- sorgung übersichtlicher, standardisier- ter und einfacher funktioniert. Denn das strafft den Workflow nicht nur während der OP, sondern anschlie- ßend – und zwar bei fast allen Indika- tionen, von der Einzelzahnversorgung über Locator bis hin zu komplexeren Arbeiten. Abgewinkelte, okklusal ver- schraubbare Abutments und Implanta- te mit einem Durchmesser unter 3,8 mm bietet iSy zwar nicht, sie wer- den von den Experten aber auch nicht vermisst. Kraus: „Für die wenigen Fälle pro Jahr, in denen ein 3,3er-Durchmesser indiziert ist, nehme ich ein CAMLOG- Implantat.“ Einige Anwender schwören Fallbeispiel 3: Transgingivale Einheilung, Spätimplantation Seitenzahnbereich, Bilder: Kraus Abb. 1: Transgingivale Einheilung mit durch Komposit individualisierten Gingivaformer Abb. 2: Nach zwei Monaten transgingivaler Einheilung reizfreies Weichgewebe Abb. 3: Vorgeformtes Emergenzprofil nach Abnahme der Gingivaformer Abb. 4: Multifunktionskappen aufgesteckt auf Implantatbasis Abb. 5: Quadrantenregistrat einfach möglich auf gekürzten Mulitfunktionskappen Abb. 6: Quadrantenregistrat mit Luxabit auf gekürzten Mulitfunktionskappen Abb. 7: Reizfreie Weichgewebsverhältnisse nach Entnahme der Implantatbasis vor dem Einsetzen der def. Versorgung, somit nur ein Abutmentwechsel Abb. 8: Definitive Versorgung mit okklusal verschraubten e.max-Kronen Abb. 9: Ideales keratinisiertes Weichgewebe um die Versorgung, hier leicht in Laterotrusion 1 2 3 4 5 6 7 8 9

RkJQdWJsaXNoZXIy MTE0MzMw