Dental Magazin Sonderdruck, Dr. Karl-Ludwig Ackermann

[ 6 ] DENTAL MAGAZIN Herr Dr. Schär, forscht Camlog auf diesem Gebiet? SCHÄR: Wir verfolgen die Entwicklung der Zirkondioxidim- plantate mit großem Interesse. Mittel- bis langfristig können sie eine Alternative zu Titanimplantaten sein. Zurzeit sollten Zirkondioxidimplantate nur in klinischen Studien oder auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten verwendet werden. Denn: Langzeitstudien diverser Titanimplantatsysteme erga- ben hohe Erfolgsraten von mehr als 90 Prozent nach fünf und zehn Jahren Liegedauer. Zirkondioxidimplantate verfü- gen zurzeit noch über keine vergleichbare wissenschaftliche Dokumentation. Herr Professor Becker, Sie beschäftigen sich in Ihrer Kli- nik intensiv mit der Frage der Implantatoberflächen und ihrer Bedeutung für die Osseointegration. Ist die Osseo- integration von Keramikimplantaten noch eine „mittlere Katastrophe“? BECKER: Auch für mich überwiegen derzeit eher noch die Nachteile bei den Keramikimplantaten, wie glatte Oberfläche und begrenzte prothetische Lösungsalternativen. Titan eröffnet die Möglichkeit einer sehr guten Verbindung und der enormen prothetischen Vielfalt. Dies ist bei den Keramiken heute noch schwieriger. Aufgrund der intensiven Forschung gehe ich jedoch davon aus, dass auch im Bereich der Keramiken eventu- ell Lösungsansätze gefunden werden können, die diese bisheri- gen Nachteile möglicherweise einer Lösung zuführen können. Im vergangenen Jahr wurden mehr als eine Million Implantate inseriert …. ACKERMANN: Stopp – das ist ein Mythos, die Zahl kann nicht korrekt sein. Vielleicht wurden so viele Implantate ver- kauft, aber ganz bestimmt nicht inseriert. Aber diese Zahl stammt von der DGI? ACKERMANN : Das weiß ich. Entsprechende Daten wären nur über die Krankenkassen und Versicherer verlässlich zu bekommen. Einigen wir uns, dass bislang viele Implantate gesetzt wurden. In naher Zukunft wird die Zahl der Implan- tatinsertionen meiner Meinung nach auch nicht weiter stei- gen, eher sinken. Okay, einigen wir uns darauf, es wurden 2009 zwischen 800.000 und 900.000 Implantate gesetzt. Zahlreiche Patienten tragen ihre künstlichen Zahnwurzeln inzwi- schen länger als fünf Jahre. Welche Komplikationen treten am häufigsten auf, und wie gehen Sie damit um? BECKER: Von zentraler Bedeutung sind die periimplantären Entzündungen, vor allem Mukositis und Periimplantitis. Hierfür gibt es in meiner Abteilung eine eigene Sprech- stunde, in der die Patienten dann einer entsprechenden Therapie zugeführt werden. Periimplantäre Entzündungen sind, wie bereits oben ausgeführt, multikausal. Wie sieht es mit Schraubenlockerungen aus? BECKER: Das Problem der Lockerung der prothetischen Supra- konstruktion, das vor allem beim Außensechskant über viele Jahre bestand, ist heute bei den renommierten Systemen mit ihrer hohen Präzision der Teile weitestgehend gelöst. Welche Rolle spielen präimplantäre Diagnostik und Befunderhebung? ACKERMANN: Sie sind letztlich entscheidend für den Implan- taterfolg. Bereits die Inspektion der Mundhöhle gibt Auf- schluss über die Beschaffenheit der Schleimhaut, über eventuell vorliegende pathologische Veränderungen, über die Form des Alveolarfortsatzes und vieles mehr. Ich stelle in meinen Fortbildungsseminaren häufig die Ein- gangsfrage: Warum hat eigentlich der Zahn versagt? Was hat zum Beispiel die Mundhöhlenflora damit zu tun? Diese Frage sollte man vor dem Setzen eines Implantats unbedingt geklärt haben. Abb. 6b : Einzelröntgenaufnahme fünf Jahre nach implantatprotheti- scher Versorgung A bb. 6a: Lingualansicht der VK-Krone; Beachte: Hygienetunnel zwi- schen den zwei Implantaten durch geeignete basale Kronengestaltung TITELGESCHICHTE Expertenzirkel – Ein Thema, drei Meinungen

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