Dental Magazin Sonderdruck, Dr. Karl-Ludwig Ackermann

DENTAL MAGAZIN [ 7 ] Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Implantat- Abutment-Verbindung und Misserfolgen? SCHÄR: Bei fachgerechter Anwendung kann ich mir keinen solchen Zusammenhang vorstellen. BECKER: Für den Bereich der Periimplantitis sehe ich keinen Zusammenhang. Für den Bereich der möglichen Lockerung einer prothetischen Suprakonstruktion gibt es sicherlich sys- temspezifische Unterschiede, wobei ich dies nicht auf den Bereich Konus und flach-zu-flach fixieren möchte. Beim Innensechskant ist z. B. die Präzision und Qualitätssiche- rung im Hinblick auf Toleranzen bei der Herstellung ein wichtiges Thema. ACKERMANN: Aus meiner Erfahrung gibt es keinen Zusam- menhang zwischen Implantat-Abutment-Interface und peri- implantären Entzündungen. Einen Zusammenhang mit bio- mechanischen Ursachen, Schraubenlockerung, Schrauben- bruch, Implantatfrakturen etc. könnte ich mir schon eher vorstellen. Ich möchte hier aber keine allgemeine Aussage treffen. Denn ich kenne nur eine begrenzte Zahl Implantat- designs persönlich. Angenommen, ein Neueinsteiger fragt Sie nach einem geeigneten Implantatsystem – was antworten Sie? ACKERMANN: Wählen Sie ein Implantatsystem, das einfach zu verstehen ist und keine Probleme in der Anwendung an den Schnittstellen zur Prothetik bereitet. Auch sollte die eventuelle Wiederverwendung des Implantats für ergänzen- de oder erweiternde prothetische Schritte gesichert sein. Herr Dr. Schär, was sagen Sie dem Newcomer? SCHÄR: Der Neueinsteiger sollte sich für ein etabliertes, ein- fach zu handhabendes System entscheiden, bei dem er auch noch in zehn Jahren Ersatzteile bekommt. Nicht zu unter- schätzen sind die Systemeinschulung für das gesamte Praxis- team, das Fortbildungsangebot und der Kundenservice des Herstellers. Sollte er sich denn für Implantate mit konischer Innen- verbindung oder für ein System mit der leichter zu handhabenden klassischen Verbindung entscheiden? SCHÄR: Wie schon eingangs erwähnt, ist es für uns mehr eine Philosophiefrage, welche Verbindung bevorzugt wird. Wahrscheinlich wählt der Zahnarzt die, die er während sei- ner Ausbildung kennen lernte. BECKER: Die Entscheidung für ein Implantatsystem wird durch eine Vielzahl von Aspekten beeinflusst, wobei die Art der Innenverbindung eher von nachgeordneter Bedeutung ist. Generell sollte man heute den klassischen Außensechs- kant nicht mehr einsetzen. Für einen Neueinsteiger sind vor allem eine kompetente Beratung und Schulung, wissen- schaftlich dokumentierte Ergebnisse und ein voraussichtlich langfristiges Bestehen des Anbieters am Markt Aspekte, die bei der Auswahl eines Systems mit berücksichtigt werden sollten. Implantate haben heute eine gute Langzeitprognose, so dass der Hersteller auch noch lange am Markt protheti- sche Aufbauteile verfügbar haben muss, wenn nach vielen Jahren z. B. die Art der prothetischen Versorgung geändert werden soll. Welche Studien planen Sie in Düsseldorf, welche Projek- te möchten Sie kurzfristig angehen? BECKER: Generell benötigen wir klinische Studien, die ver- schiedene chirurgische Konzepte, verschiedene Knochener- satzmaterialien, augmentative Verfahren oder prothetische Versorgungsarten miteinander vergleichen. Herr Dr. Ackermann, was kann aus zahnmedizinischer Sicht in den Bereichen Hochschule und Praxis verbessert werden? ACKERMANN: Die Forschung in den Hochschulen ist auf einem guten Weg. Problematisch finde ich nur die Drittmit- telfinanzierung. Fast alle Studien sind industriegesponsert. Eine wissenschaftliche Neutralität ohne merkantile Konse- quenzen sollte meiner Meinung nach grundsätzlich garan- tiert sein. Meinen Kolleginnen und Kolleginnen möchte ich zurufen: Wait and see! Wir sind derzeit sehr gut aufgestellt. Beobachten Sie einfache und „billige“ Produkte mit Akribie, Langzeitergebnisse zählen. Nicht alles, was machbar und denkbar ist, sollte uneingeschränkt gemacht werden. [] Literaturliste siehe Rückseite. Flach-zu-flach-Verbindungen werden auch künftig eine unver- ändert hohe Bedeutung haben. Bei fachgerechter Anwendung gibt es keinen Zusammenhang von Implantat-Abutment-Interface und Misserfolg; den klas- sischen Außensechskant sollte man aber heute schon nicht mehr einsetzen. Flach-zu-flach-Verbindungen sind einfacher zu handhaben als konische Verbindungen. Konische Verbindungen weisen bei gleichen Dimensionen eine höhere Ermüdungsfestigkeit auf als Flach-zu-flach-Ver- bindungen. Es ist eine Frage der Philosophie und der persönlichen Erfah- rung, welches der beiden Verbindungsdesigns bevorzugt wird. Platform-Switching bringt nach den heute vorliegenden prä- klinischen und zum Teil bereits auch klinischen Studien rele- vante Vorteile hinsichtlich des Erhalts des krestalen Knochen- niveaus. Vor allem aber reduziert es das epitheliale Saumepi- thel im Sulkus. Platform-Switching funktioniert definitiv bei bei konischen und Flach-zu-flach-Verbindungen. Wissenschaftliche Studien, die ein erhöhtes Periimplantitisrisi- ko bei Flach–zu-flach-Verbindungen nachweisen, sind nicht bekannt. Die Osseointegration von Keramikimplantaten ist nach wie vor problematisch. (ab) Zusammenfassung Expertenzirkel – Ein Thema, drei Meinungen TITELGESCHICHTE

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