Sonderdruck, Dr. Ackermann K-L et al.
4 teamwork J Cont Dent Educ Im Fokus Die vier Schritte des Backward Planning 1. Feststellung und Dokumentation der IST-Situation. Aufnahme der Anamnese und Befunde. Am Ende steht eine Diagnose, die den Zustand und die Defi- zite des stomatognathen Systems beschreibt. 2. Feststellung der maximal möglichen Rehabilitati- on. Im Team werden die Optionen der funktionel- len und ästhetischen Wiederherstellung diskutiert und zusammengestellt. Unter Umständen ist eine erweiterte Diagnostik erforderlich (CT). 3. Diskussion der Optionen im Team mit dem Patien- ten. Anpassung an die Möglichkeiten und Wün- sche des Patienten. Besonders wichtig ist hier die Aufklärung über die Risiken und über die funktio- nellen und ästhetischen Einschränkungen während der Behandlung. Es darf nicht vergessen werden, Alternativen, die in der Regel nicht so komfortabel sind, aufzuzeigen. 4. Definition der Therapiesequenz. Alle Behand- lungsschritte werden im zeitlichen Ablauf, Umfang und notwendigem Ergebnis definiert. BeimWeich- gewebsmanagement ist stets eine ausreichende Zeit der Heilung und Ausreifung einzuplanen. Nach Hartgewebsaugmentationen ist häufig eine erneute 3D-CT Planung auf Basis des neuen Zustandes erforderlich. Gegensatz zum Backward Planning steht das For- ward Planning. Dabei wird lediglich die Ist-Situation erhoben und diese Ausgangssituation stellt die Grundlage für die Therapieplanung und -durch- führung dar. Eine restitutio ad integrum wird hierbei kaum erreicht und das Behandlungsergebnis kann seltener dem gewünschten Ergebnis in vollem Umfang genügen. Unterschiedliche klinische und radiologische Aus- gangsbefunde erfordern immer ein individuelles Be- handlungsmuster. Standards und Standardisierungen sind in der (Zahn-)Medizin nicht sinnvoll. Dynami- sche Therapieformen, das heißt an die Entwicklun- gen, Beobachtungen und wissenschaftlich erarbei- teten Grundlagen angelehnte Verhaltensnormen ermöglichen immer bessere Behandlungsergebnisse. Vor diesem Hintergrund sollen die folgenden vier implantat-prothetischen Behandlungsbeispiele aus unterschiedlichen Indikationen mit differenten the- rapeutischen Anforderungsprofilen dargestellt und diskutiert werden. Die Therapieabfolge jedes einzel- nen Falles orientiert sich an dem eingangs beschrie- benen Konzept des Backward Planning. Fall 1: Einzelzahnersatz Im vorliegenden Fall musste infolge eines Front- zahntraumas der Zahn 11 endodontisch behandelt werden. Rezidivierende, nicht beherrschbare Schmerzintervalle, zunehmende Mobilität und ein unklarer radiologischer Befund legten den Ver- dacht nahe, dass es sich hier nicht nur um ein post- traumatisches endodontisches Problem handelte, sondern, dass vermutlich auch eine Wurzelinfrak- tur beziehungsweise Längsfraktur vorlag, die ra- diologisch nicht verifizierbar war (Abb. 2 bis 4). Für den möglichen Sofortersatz des extrahierten Zah- nes durch ein Implantat müssen bestimmte klini- sche Parameter gewährleistet sein (Abb. 5). Abb. 3 Das Orthopantomogramm (OPTG) weist einen unauffälligen Knochenhöhenverlauf auf. Der Zahn 45 zeigt eine apikale „Restaufhellung“ nach Wurzelspitzenresektion. Der Zahn 11 ist radiologisch lege artis wurzelgefüllt und apikal unauffällig Abb. 4 Der extrahierte Front- zahn zeigt keinerlei Zeichen einer traumatischen Verän- derung. Das parodontale Stützgewebe ist in seiner Ausdehnung reduziert. Son- stige pathologische Verände- rungen fehlen Abb. 2 Die klinische Ausgangssituation zeigt einen extrem verfärbten Zahn 11. Die peridentalen Weichgewebe (Gingivaverlauf, Textur der Gingiva, Verteilungsmuster von Gingiva propria und beweglicher Mukosa sowie Papillenhöhe) waren im Seitenvergleich unauffällig
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