Sonderdruck, Bahle R.
Wenn wir nun aber – den geäußerten Wunsch der Patientin vor Augen haltend – die Totalprothese von der Patientin abnehmen lassen, wird deutlich, dass sehr viel Weich- und Hartgewebesubstanz verloren gegangen ist (Abb. 5). In der Aufsicht des Ober- kiefers zeigt sich, dass nur noch ein sehr schmaler Kieferkamm-Grat mit starken Unterschnitten vor- handen ist (Abb. 6). Rufen wir uns nochmals den primären Wunsch der Patientin, nämlich festsit- zend versorgt zu werden, ins Gedächtnis, so stellt uns dies bereits vor die erste Herausforderung. Ohne Augmentation würde eine Versorgung nicht möglich sein. Wichtig ist allerdings, dass diese Dinge bereits geklärt wurden, bevor man dem Pa- tienten Versprechungen macht. Erst wenn wir alle Parameter eruiert haben, können wir an die defini- tive Planung gehen. Zahntechnischer Weg zum Erfolg Da die Patientin den Wunsch geäußert hatte, die vor längerem mit anderen Zahntechnikern erarbeitete Totalprothese äußerlich zu übernehmen, hatten wir einerseits den Vorteil zu wissen, wo die Reise ästhe- tisch hingehen sollte, andereseits aber auch den Nachteil, dass wir ein konkretes Bild erfüllen mus- sten. Daher müssen wir uns mit Situationsmodellen behelfen, um die vorhandene äußere Situation auf unseren Artikulator übertragen zu können. Wichtig ist bei diesem Arbeitsschritt, dass die Prothese mit- tels Gesichtsbogen einartikuliert wurde, da all das, was wir uns in der Folge erarbeiten, ohne Schädel- bezug nicht mehr verwendet werden kann (Abb. 7). Da wir bei einer Totalprothese das Problem haben, dass wir sowohl ein Situationsmodell von der Außenhaut (nennen wir es einmal die Ästhetik) als auch eines von der Schleimhautsituation benötigen, müssen wir ein Duplikat der Prothese herstellen. Hierfür wird zunächst die Prothesenbasis abgeformt und darüber die Außenkontur der Prothese mit ei- nem Konter festgehalten. Nach dem Entfernen der Prothese wird der Hohlraum mit Prothesenkunst- stoff aufgefüllt (Abb. 8 und 9). Da uns in allen Pha- sen der Behandlung der Gaumen als Referenz dient, ist es wichtig, dass dieser möglichst exakt ab- geformt wurde. 4 dent al dialog ue 9. JAHRGANG 2008 © Abb. 5 Allen Bestrebungen und Wünschen zum Trotz, sieht die Realität oft anders aus. So offenbart sich die Situation ohne Prothese. Kann dieser Kiefer festsitzend versorgt werden? Abb. 6 Die Aufsicht des Kiefers lässt einen sehr schmalen Kiefer- kamm und viele Unterschnitte erkennen. Die Aufnahme verdeut- licht, dass implantatgetragener Zahnersatz ohne Augmentation nicht möglich ist dd T E C H N I K Abb. 7 In jedem Fall ist der Schlüssel zum prothe- tisch rekonstruktiven Erfolg eine schädelbe- zogene Bissnahme, die bereits zu diesem Zeitpunkt mithilfe eines Gesichtsbogens vorgenommen wurde. Nur so können wir alle weiteren Schritte patientenspezifisch vornehmen
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