Sonderdruck 2010, Nagel F. et al.
Sonderbeilage Implantatprothetik 05/2010 REDAKTION 14 chungen in starker Abhängigkeit der Stüt- zung der Schablone von durchschnittlich 0,7 mm im Bereich der Implantatschulter, und durchschnittlich 0,9 mm im Bereich des Implantatapex. Als wesentliche Vor- teile der schablonengeführten Chirurgie sind die lückenlose Führung während der Operation, die exakte Positionierung ent- sprechend der Planung mit Annäherung der Parallelität der Implantate unterei- nander und eine Verkürzung der Eingriffs- zeit anzusehen. Auch ohne geführte Chi- rurgie ist die postoperative Morbidität bei entsprechender Professionalität überwie- gend gering. Durch die bei der Guided surgery sinnvoll anwendbare Schleim- hautstanzung als Operationszugang wer- den sich die posttraumatischen Folgen gerade bei umfangreichen Implantati- onen jedoch noch weiter reduzieren las- sen (Abb. 8 und 9) . Provisorische Sofortversorgung Durch die 3D-Planung ist es möglich, pro- visorischen, aber auch definitiven Zahn- ersatz schon vor der eigentlichen Implan- tation zu fertigen. Die virtuellen Positi- onen der Implantate werden dabei auf ein Meistermodell übertragen und der (festsit- zende) Zahnersatz nach den Regeln der Implantatprothetik gefertigt. Der Patient kann also im Idealfall nach der Implantati- on sofort mit Zahnersatz versorgt werden, ein lang erstrebtes Ziel. Allerdings beste- hen auch hier derzeit noch einige Unzu- länglichkeiten. Zusätzlich zu der hohen Präzision, die jede der einzelnen Thera- pieschritte erfordert, ist ein wesentlicher Aspekt, dass die ausreichende Primärsta- bilität der Implantate als Grundvorausset- zung für eine Sofortversorgung derzeit si- cher nur intraoperativ ermittelt werden kann. Daher erscheint es aus Sicht des Au- tors sinnvoller, erst nach der Insertion eine Abformung bei entsprechend hoher Pri- märstabilität vorzunehmen und eine pro- visorische Versorgung am 1. oder 2. post- operativen Tag einzugliedern. Optimal wirkt sichwiederumdie Schleimhautstan- zung aus. Klinisch treten keine relevanten Schwellungen auf, wodurch das Einglie- dern von Zahnersatz unmittelbar postope- rativ sehr erleichtert wird. Der Beispielfall demonstriert die mög- liche Vorgehensweise. Für die provisori- sche Brücke aus Kunststoff wurde direkt nach der Insertion abgeformt und gleich- zeitig wurden die Zähne 13 und 23 in die provisorische Versorgung einbezogen. Geringe Achsabweichungen bei sonst sehr parallelen Implantatachsen können dabei durch Parallelfräsen der provisori- schen Abutments im Labor ausgeglichen und damit eine zirkuläre Verblockung er- reicht werden. Die Zahnform und Zahn- aufstellung der zirkulären Brücke sind durch Silikonschlüssel aus dem Set up zu übernehmen, ebenso kann a) durch belas- sene Restzähne, b) die Interimsprothese und c) noch vor der Extraktionstherapie gefertigte Silikonschlüssel die Bissrelation übertragen werden. Das Brückenproviso- rium wurde am 1. postoperativen Tag gleichzeitig zur Wundkontrolle mit nur geringen Einschleifmaßnahmen proviso- risch zementiert und die Zementreste gründlich entfernt (Abb. 10-12) . Definitive prothetische Umsetzung Für festsitzende implantologische Versor- gungen werden sehr genaue Positionen der Implantate gefordert, da Implantat- durchtritte imBereich zwischen zwei Kro- nen ästhetisch nicht befriedigend gelöst werden können. Gelingt es, die Arbeits- schritte bis zu dieser Phase sehr präzise umzusetzen, kann die Gestaltung der pro- visorischen Versorgung nahezu unverän- Abb. 8 – Lückenloses Operieren mit der Ope- rationsschablone von der Schleimhautstan- zung bis zur Insertion Abb. 9 – OPG-Ausschnitt des Fallbeispiels nach Implantation, Implantate mit Gingiva- formern Abb. 10 – Geschlossene Abformung unmittel- bar postoperativ, Abformpfosten vor der Nach- präparation der Zähne 13 und 23 in situ Abb. 11 – Zirkuläres Kunststoffprovisorium, Pfeile markieren Gestaltungsmöglichkeit der Kronen durch exakte Positionierung des Im- plantatdurchtritts mit nur geringer Korrektur bei 12 und 22 Abb. 12 – Langzeitprovisorium in situ dert in die definitive Versorgung überführt werden. Silikonvorwälle der Zahnform dienen der Zahntechnik als Gestaltungs- form für die definitive Versorgung, die Bissrelation wird nach entsprechender Teilung des Provisoriums und quadranten- weiser Registrierung über spezielle Regis- trierpfosten oder Gingivaformer realisiert. Die Farbbestimmung und Materialaus- wahl erfolgen nach allgemein gültigen prothetischen Kriterien. Sinnvoll ist die Versorgung mit kurzen Brückeneinheiten bzw. Einzelkronen, um bei möglichen Komplikationen den Umfang der Folge- therapie einzugrenzen. Die hier vorge- stellte Patientin erhielt im Seitenzahnge- biet implantatgetragene Einzelkronen, eine implantatgetragene Frontzahnbrü- cke von 12 nach 22 und zwei Einzelkro- nen auf den natürlichen Zähnen 13 und
RkJQdWJsaXNoZXIy MTE0MzMw