Sonderdruck 2010, Nagel F. et al.
Abb. 6 – Mesio/distale Implantatposition Abbildung Camlog Abb. 7 – Insertionstiefe in Relation zur Schmelz-Zementgrenze der Nachbarzähne Abbildung Camlog Abb. 8 – Ausgeformtes Emergenzprofil nach Sofortimplantation mit Sofortversorgung Sonderbeilage Implantatprothetik 05/2010 REDAKTION 4 Chirurgische Phase Nach der Entfernung von nicht erhaltungs- würdigen Zähnen kann die Implantation als Sofortimplantation, als verzögerte So- fortimplantation und als Spätimplantation erfolgen. Nach Osseointegration erfolgt die prothetische Versorgung des Implanta- tes mit definitivem Zahnersatz. Bei der Sofortimplantation wird das Im- plantat direkt in die frische Extraktions- alveole eingebracht. Bei der verzögerten Sofortimplantation liegt zwischen der Ex- traktion und der Implantation ein Abstand von sechs bis acht Wochen. Zahnentfernung Grundsätzlich gilt speziell für die Ober- kieferfront: Nichterhaltungswürdige Zäh- ne bzw. Wurzeln sollten nicht extrahiert werden, bevor eine definitive, mit demPa- tienten abgesprochene und auch umsetz- bare Therapieplanung getroffen wurde. Hierdurch können die Weichgewebs- strukturen weitgehend erhalten werden. Aus chirurgischer Sicht ist eine atrauma- tische Extraktion mit möglichst vollstän- digem Erhalt von Knochen, speziell der buccalen Alveolenwand, anzustreben. Hierfür hat sich der Einsatz von Perioto- men und feinen Hebeln bewährt. Sofortimplantation Wird nun direkt nach der Extraktion ein Implantat eingebracht, spricht man von ei- ner Sofortimplantation. Wenn dieses dann direkt mit einer langzeitprovisorischen Krone versehen werden kann, handelt es sich um eine Sofortimplantation mit So- fortversorgung. Ob eine Sofortimplantation möglich ist und auch gewünscht wird, muss im Vor- feld mit dem Patienten abgeklärt werden. Die Entscheidung über die Durchführung einer Sofortimplantation erfolgt anhand der Qualität und Quantität des knöcher- nen Lagers und der primären Stabilität des eingebrachten Implantates. Vorteile der Sofortimplantation sind der einzeitige Eingriff und die verkürzte Be- handlungszeit, da auf die Freilegung ver- zichtet wird und die Möglichkeit der fest- sitzenden provisorischen Versorgung besteht. Des Weiteren ist die Weichge- websausformung mit einer Zahnform ein- facher als mit einem zylindrischen Gingi- vaformer. Als Nachteile sind das erhöhte Risiko der Sofortimplantation sowie die Notwendig- keit der sehr exakten Koordinierung zwi- schen Chirurg und Prothetiker am OP-Tag zu nennen. In den Händen eines chirurgisch, prothe- tisch und zahntechnisch erfahrenen Be- handlungsteams lassen sich jedoch, unter Berücksichtigung der strengen Indika- tionsstellung mit Überprüfung der Voraus- setzungen zur Sofortimplantation, funkti- onell und ästhetisch hochwertige und vorhersagbare Behandlungsergebnisse er- zielen. Da die Entscheidung zur Sofort- implantation endgültig erst intraoperativ gefällt werden kann, ist eine gründliche Ri- siko- und Alternativberatung in jedem Fall notwendig. Eine verlässliche Aussage zu den langfristigen Ergebnissen der ästhe- tischen Parameter, desWeichgewebes und der Patientenzufriedenheit kann in der ge- genwärtigen Literatur aufgrund fehlender Studien noch nicht getroffen werden. Provisorische Versorgung Wird der herkömmlicheWeg der verzöger- ten Sofortimplantation nach 6-8 Wochen eingeschlagen, muss der Patient nach Ex- traktion provisorisch versorgt werden. Nach der Zahnentfernung werden Zahnlü- cken häufig durch herausnehmbare Inte- rimsprothesen mit gebogenen Klammern versorgt. Alternativ bieten sich speziell im Frontzahnbereich festsitzende Provisorien als temporärer Zahnersatz während der Einheilung an. DurchAnwendung der Säu- reätztechnik (SÄT) können einzelne Zahn- provisorien direkt mit Kunststoff an den Nachbarzähnen befestigt werden. Hier können laborgefertigte Klebebrücken oder Prothesenzähne mit Glasfaserband zum Einsatz kommen. Auch das Wiedereinset- zen der Krone des extrahierten Zahnes nach Kürzung der Wurzel und Verschluss des Wurzelkanals ist möglich. Vorausset- zung hierfür sind gesunde schmelzbe- grenzte Klebeflächen. Solche festsitzende Versorgungen bieten dem Patienten einen hohen Komfort. Unabhängig von der Aus- führung kann bereits mit der provisori- schen Versorgung das Weichgewebe für den definitiven Zahnersatz ausgeformt werden. Durch die konvexe, eiförmige Gestaltung der Basalfläche des ersetzten Zahnes können Papillen undWeichgewe- be gestützt werden – Ovate Pontic. Zum Schutz der buccalen Lamelle sollte auf ein vestibuläres Schild bei Interimsprothesen zum Ersatz eines Zahnes verzichtet wer- den. Unterschiedliche Zahnlängen sollten im ästhetischen Bereich nicht durch die Verwendung von rosa Kunststoff versteckt werden. Hierdurch kann dem Patienten die Notwendigkeit präimplantologischer augmentativer Maßnahmen deutlich ge- macht werden. Implantatposition Grundvoraussetzungen für eine ästhe- tische Restauration sind die optimale drei- dimensionale Implantatposition, eine aus- reichende Menge an Hart- und Weich- gewebe und der Erhalt der Interdental- papillen.
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