CAMLOG Fallbericht Dr. Stimmelmayr

Fallbericht 05 | 2010 Der 71-jährige Patient stellte sich mit akuten Zahnschmerzen im linken Ober- kiefer erstmals im April 2008 in unserer Sprechstunde vor. Nach ausführlicher Befundaufnahme konnten aufgrund der generalisierten chronischen und loka- lisierten aggressiven Parodontitis und der Hartsubstanzdefekte nur die Zähne 33, 32, 41, 42, 43 und 44 erhalten werden. Nach Entfernen der nicht erhaltungswürdigen Zähne wurden Oberkiefer- und Unterkieferinterimsprothesen eingesetzt, die insuffizienten Kronen entfernt und die Zähne mit neuen Aufbaufüllungen und Provisorien versorgt. Nach der parodontologischen Initialtherapie erfolgte die systematische PA-Therapie der Restzähne unter FMD (full mouth disinfection) und Antibiose. Während der Hy- gienephase wurde die Implantatplanung mittels röntgenopaker Positionie- rungsschablonen undMed3D-Analyse (Fa. Hafner) durchgeführt. Wir einigten uns mit dem Patienten zu folgender Versorgung: herausnehmbare, gaumen- freie Stegarbeit im Oberkiefer, festsitzende Kronenversorgung im Unterkiefer. Die Reevaluation des PA-Befundes erfolgte 3 Monate nach PA-Therapie. Da keine Zahnfleischtasche mehr als 3mm Tiefe aufwies, konnte mit der Implantat- therapie begonnen werden. Zuerst wurden im Oberkiefer sechs Implantate in regio 15, 14, 12, 22, 24, und 25 inseriert. Aufgrund einer zusätzlichen minimalen lateralen Augmentation mit Eigenknochen von der Tuberregion und einem internem Sinuslift regio 25 erfolgte ein primärer Wundverschluss. Die Implantation regio 36, 35, 34, 45, 46 und die Augmentation regio 31 erfolgte 6 Wochen nach der Oberkieferim- plantatsetzung. Hier wurde eine offene Einheilung der Seitenzahnimplantate gewählt. Die Implantatsetzung regio 31 erfolgte vier Monate nach der Augmentation gleichzeitig mit der Implantatfreilegung im Oberkiefer. Aufgrund der vorange- gangenenHautlappenplastik beimWundverschlussmusste imOberkiefer eine Verschiebelappenplastik mit Rückverlagerung der mukogingivalen Grenze durchgeführt werden. Hierzu wurde ein Splitflap mit Belassen des Periostes präpariert und der Lappen nach apikal verlagert. SechsWochen nach der Implantatfreilegung und Implantatsetzung in regio 31 begann die prothetische Versorgung: Im Oberkiefer wurden Stegabutments montiert, und es erfolgte eine geschlos- sene Abformung mit Stegabformkappen und klassischem Impregum. Am Un- terkiefer wurden die Zähne 33 und 44 nachpräpariert, und es wurde eine Ab- Informationen zu Patient und Behandlung formung mit Repositionshilfe mittels geschlossener Löffeltechnik und eine zweiteAbformungmit verschraubtenAbformpfosten und offener Löffeltechnik angefertigt. Alle Abformungen wurden ins Labor gesandt und Modelle erstellt. Da die Abformungmit den Stegabformkappen sehr ungenau ist (starke Beweg- lichkeit im Abformmaterial) und wir eine Verklebung des Steges auf der Klebe- basis ungern erstellen, behelfen wir uns mit folgender zusätzlicher Technik: Mit Hilfe der ausbrennbaren Stegbasis fertigen wir transokklusal verschraub- bare Abformpfosten aus Sparlegierung, die mit langen Fixationsschrauben im Stegabutment und Laboranalog verschraubt werden können. Diese individuell gefertigten Abformpfosten werden auf dem Gipsmodell mit Autopolymerisat verbunden und nach Aushärtung des Kunststoffes zwischen jedem Abform­ pfosten wieder dünn separiert. Diese Abformkappen werden dann im Mund in der richtigen Position auf die Stegabutments geschraubt, der Spalt zwischen den jeweiligen Kunststoffverblockungen wird auf Durchgängigkeit geprüft und dann imMund wieder mit Autopolymerisat geklebt. Dies erfolgt in folgen- der Reihenfolge: 1. Abformpfosten regio 15 mit 14, 12 mit 22 und 24 mit 25 2. Kunststoffblock regio 15, 14 mit 12, 22 3. Kunststoffblock regio 15, 14, 12, 22 mit 24, 25 Anschließend erfolgt die Abformungmit Impregumund individuellemAbform- löffel. So erhält man eine stabile Abformung mit perfekter Übertragung der Stegabutments. Nach ästhetischer und phonetischer Ausformung des Lippenprofils wird die zentrische Bissnahme mit Registrierpfosten, Kerr, Aluwachs und TempBond vorgenommen. Der Aufstellung der Oberkieferzähne nach phonetischen und ästhetischen Richtlinien im zahntechnischen Labor folgt die Einprobe am Pati- enten. Folgend können die Esthomic Abutments imUnterkiefer individualisiert und die metallkeramischen Kronen erstellt werden. Gleichzeitig erfolgt die Herstellung des individuell gefrästen Steg mit Hilfe von angussfähigen hoch- goldhaltigen Stegbasen. Für optimale Passung wird der massive Steg im Labor mehrmals passiviert. Nach Steg- und Kroneneinprobe wird die Arbeit durch den Zahntechniker fertig gestellt. Der Eingliederung der Abutments und Kro- nen im Unterkiefer und des Steg im Oberkiefer folgt eine Okklusionskontrolle und ein erneutes zentrisches Registrat mit Kerr, Aluwachs und TempBond zur Remontage der gaumenfreien Stegprothese. Diese wird vom Zahntechniker durchgeführt, die Arbeit nochmals überarbeitet und so am nächsten Tag defi- nitiv eingesetzt. Fig. 1: Ausgangs-OPG mit erkennbarer massiver Parodontitis und Karies. Ausgangssituation und Implantatplanung Fig. 3: med3D-Planung im zahnlosen Oberkiefer. Fig. 2: Zahnloser Oberkiefer 3 Monate nach der Extraktion.

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