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logo 36 • das CAMLOG Partner-Magazin • September 2015 TITELSTORY 4 ZAHNTECHNIK IST HANDWERKLICHES KÖNNEN MAL DIGITALE TECHNIK FASZINIERENDE IMPLANTATPROTHETIK BEIM 4. CAMLOG ZAHNTECHNIK-KONGRESS IN BERLIN Digitale Implantatprothetik bietet größere Materialvielfalt und gewährleistet eine höhere Präzision. Aber ist sie deshalb immer erste Wahl? Prominente Zahntechniker zeigten Ende April vor 750 Zuhörern, dass analoge und digitale Methoden einander ergänzen – und damit ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Dazu gehören gefräste individuelle Gingivaformer, gedruckte Bohrschablonen und optimierte Frässtrategien für Implantatstege. Computergestütztes Design und maschi- nelle Fertigung sind seit Jahren Realität, immer neue Techniken und Materialien kommen auf den Markt. „Die Branche hat sich enorm beschleunigt.“ Dennoch ist das Know-how und Formgefühl der Zahntechniker wichtig wie nie zuvor, wie Michael Ludwig, Geschäftsführer von CAMLOG in Deutschland, einleitend feststellte: „Wer sich unternehmerisch auf- stellt und zugleich nah an der technischen Entwicklung bleibt, ist für eine erfolgreiche Zukunft gerüstet.“ Wie sie digitale und analoge Methoden intelligent verknüpfen, zeigten die in Berlin vortragenden Referenten an eindrucksvollen Beispielen. Der analoge Anteil in ihren Laboren beträgt aktuell zwischen 30 und 90 Prozent. Das liegt übereinstimmend daran, dass einige Arbeitsschritte analog immer noch besser funktionieren als digital. So gestaltet der Zahntechnikermeister Christian Hannker (Rastede) seine Wax-ups grundsätzlich manuell: „An digitalen Auf- stellungen sitze ich drei Stunden, mit unbe- friedigendem Ergebnis“. Stattdessen nutzt er Naturzahnmodelle „aus der Schublade“. Das Wax-up scannt er ein und plant seinen Implantatsteg oder seine Teleskopbrücke am Bildschirm. Gefräst werden die Primär- und Sekun- därkonstruktionen dann mit eigenen Maschinen. Die Zahnaufstellung überträgt Hannker mithilfe von Silikonschlüsseln auf das Gerüst, entfernt die Gingivaanteile und dubliert die komplette Konstruktion. In mehreren manuellen Arbeitsschritten werden die Zahnanteile mit Dentin- und Schmelz-Komposit und Farbeinlagen gestopft. Parallel dazu zeigte Hannker die digitale Fertigstellung der Versorgung. Die Farbspiele werden hier mit den entspre- chenden Fräsblanks und Mal- und Glasur- farben erreicht – dazu liegen noch keine stabilen Daten und Langzeitergebnisse vor (1). Bis jetzt ist die manuelle Fertigstellung der Versorgung der am besten umsetzbare Weg in seinem Labor. Offene Software und PEEK-Käppchen Wie seine Kollegen Hans-Frieder Eisen- mann und Kurt Reichel bevorzugt Chris- tian Hannker für digitale Konstruktionen eine offene Software, da ihm diese den nötigen Gestaltungsfreiraum lasse. Das geht so weit, dass er die CAM-Strategien modifiziert. Bei Stegüberwürfen simuliert er den Einsatz der unterschiedlichen Fräser. Dabei prüft er im virtuellen Schnellverfahren, ob die Schleifkörper das Objekt an allen passungsrelevanten Stellen erreichen und korrekt ausschleifen. Nach der Fertigung kontrolliert er die Friktion des Steges noch in der Maschine. Falls die Friktion zu stramm ist, geht er zurück in die Frässtrate- gie und justiert diese im µm-Bereich nach. Diese aufwendige Anpassung erfolgt ge- gebenenfalls in mehreren Schritten. Hannker (analoger Anteil: 30 %) liebt diese Arbeit, die für ihn mit einem teuren Hobby vergleichbar ist. Zugleich betont Dr. Jan H. Koch, Freising

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