Dental Magazin Sonderdruck, Dr. Karl-Ludwig Ackermann

DENTAL MAGAZIN [ 3 ] dung wieder zu lösen ist, etwa nach einer Gerüsteinprobe. Bei einigen Systemen gibt es hierfür ein Spezialinstrumenta- rium. Sind die klassischen Sechskant-, Flach-zu-flach- oder Tube-in-tube-Verbindungen leichter zu handhaben? BECKER: Auf jeden Fall! Darüber hinaus geben sie dem Behandler stets die Sicherheit, dass Abdruckpfosten, Abut- ments etc. sicher und korrekt platziert sind. Auch das Ein- setzen von komplexen Restaurationen ist unkompliziert, da keine hochpräzisen Schlüssel wie bei klassischen Konussys- temen ohne Indexierung benutzt werden müssen. Präklini- sche Untersuchungen zum Vergleich Konus versus tube- in-tube am Hund haben gezeigt, dass selbst bei Gingivafor- mern, die nur von Hand angezogen wurden, die Unterschiede zwischen beiden Systemen minimal waren (Becker et al., 2007). Gibt es einen generellen Vorteil der konischen Verbindung? SCHÄR: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass bei gleichen Dimensionen eine konische Verbindung eine höhere Ermü- dungsfestigkeit gegenüber Biegung aufweist. Jedoch zeigen klinische Langzeitstudien von Flach-zu-flach-Verbindungen auch hervorragende Resultate. Bei beiden Verbindungsgeo- metrien werden Implantatbrüche sehr selten als Versagens- ursache beschrieben. Dipl.-Ing. Holger Zipprich hat in einer In-vitro-Studie das Verhalten unterschiedlicher Implantat-Abutment- Verbindungen unter simulierten Kaubelastungen unter- sucht. Das Interface der Implantat-Abument-Verbindung wurde röntgenologisch mit einer Videokamera erfasst und vermessen. Die Studienergebnisse – Stichwort Mikrospaltproblematik – haben für Aufsehen gesorgt. SCHÄR: Jansen et al. (1995, 1997) zeigten schon 1995 auf, dass der Mythos der dichten Konusverbindung nicht stimmt. Neue- re Studien von Harder et al. (2010) und Aloise et al. (2010) bestätigen, dass auch die heutigen konischen Verbindungen nicht dicht sind gegenüber Bakterien und Endotoxinen. Rack et al. (2010) konnte sogar mit synchrotron-basierender Radio- graphie den Mikrospalt in der konischen Verbindung sichtbar machen, der mit dem Versuchsaufbau von Zipprich et al. (2007) nicht erkennbar war und als nicht existierend interpre- tiert wurde. Ein weiterer Nachteil bei den selbsthemmenden konischen Verbindungen ist das Entkoppeln des Abutments. Je steiler der Konus ist, desto höher ist die Abzugskraft des Abut- ments vom Implantat. Wie lösen Sie das Problem bei Ihrer neuen Conelog- Implantatlinie? SCHÄR : Durch ein einfach anwendbares Löseinstrument. Viele Zahnärzte ziehen die Flach-zu-flach-Verbindungen trotz des vermeintlich „konischen“ Trends vor. Worin sehen Sie aus technischer Sicht die Vorteile der Flach- zu-flach-Verbindungen? SCHÄR: Sie haben einen definierten vertikalen Anschlag. Bei den konischen Verbindungen führt schon eine kleine Abwei- chung des Konuswinkels zu einem Höhenversatz. So führt eine Abweichung von 0,5 Grad bei einem 12-Grad-Konus zu einem Höhenversatz von 147 µm. Betreffend die vertika- len Höhenabweichungen hatten Semper et al. (2010) in den Resultaten einen signifikanten Unterschied zwischen den Flach-zu-flach- und den konischen Verbindungen festge- stellt. Klinische wissenschaftliche Studien, die ein erhöhtes Periimplantitisrisiko bei der Flach-zu-flach-Verbindung zei- gen, sind uns nicht bekannt. Abb. 1b: Regio 36, klinisch imponiert eine horizontal atrophierte Ein- zelzahnlücke 18 Wochen nach Extraktion. Abb. 1 a: Einzelröntgenaufnahme regio 36/37. Zustand 18 Wochen nach Extraktion [Alle Bilder Ackermann] Expertenzirkel – Ein Thema, drei Meinungen TITELGESCHICHTE

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