ZM Sonderdruck, F. Beuer

direkten Schleimhautkontakt, zum anderen wird die Überschussentfernung bei zemen- tierten Lösungen deutlich erleichtert, da sich der marginale Rand der Restauration nun in den gut zugänglichen intrasulkären Bereich legen lässt. Die Verbindung zwischen vollkeramischem Abutment und Titanimplantat ist derzeit Punkt intensiver Forschung und Diskussion. Werden Zirkonoxidabutments einteilig ohne Zwischenstruktur gefertigt, bietet dies den Vorteil, dass sich keine Klebe- oder Fügematerialien im Sulkus der implantat- getragenen Restauration befinden. Es ist allerdings auch zu bedenken, dass alle Im- plantat-Abutment-Verbindungen für Tita- nimplantate mit der Prämisse der Rotations- sicherung und für metallische Werkstoffe konstruiert wurden. Scharfe Kanten, dünne Wandstärken und konische Verbindungen sind zwar mit modernen CAD/CAM-Syste- men auch aus keramischen Werkstoffen prä- zise herstellbar. Die Geometrien sind aber wenig keramikgerecht, daher sind Span- nungsspitzen und klinisches Versagen in vie- len Fällen vorprogrammiert [Magne et al., 2010]. Ein weiteres Problem ist der Schrau- bensitz, denn durch das Verschrauben einer Keramik auf einem Metall entsteht irgend- wo in der Keramik, je nach Geometrie, Zugspannung welche auch zum klinischen Versagen führen kann. Sicher ist die Stabili- tät dieser einteiligen Zirkonoxidabutments von vielen Faktoren abhängig, die in günsti- gen Fällen nicht zum Versagen des Aufbau- teils führen müssen. Lange Kronen, geringe Implantatdurchmesser verbunden mit ge- ringen Schichtstärken der Aufbauteile und scharfkantige Übergänge zwischen einzel- nen Elementen der Rotationssicherung sind als mögliche Risiken zu nennen. Des Weite- ren muss bedacht werden, dass es sich bei Zirkonoxid und Titan um zwei grundsätzlich unterschiedliche Werkstoffe handelt, die sich auch in ihren physikalischen Eigen- schaften deutlich voneinander unterschei- den [Denry et al., 2008]. Kommt es bei- spielsweise zu einer Schraubenlockerung kann sich die unterschiedliche Härte der Materialien fatal auf die Innengeometrie des weicheren osseointegrierten Implantats auswirken, da hier eine mögliche Abrasion und Schädigung nur an der Titanfläche des Implantats zu erwarten ist. Eine zweite Möglichkeit ist die Verwendung einer Titan-Mesostruktur, die in das Titan- implantat greift und auf der ein individueller Aufbau aus Zirkonoxid befestigt werden kann. Dabei kann der Aufbau mittels CAD/ CAM-Technik oder auch mit Kopierfräsver- fahren hergestellt werden. Der entscheiden- de Vorteil dieser Methode ist die Verwen- dung des gleichen Materials in der Kontakt- zone zwischen Implantat und Abutment. Dadurch werden unterdimensionierte Kera- mikanteile im Inneren des Implantates ver- mieden. Es darf von höherer mechanischer Stabilität ausgegangen werden. Sicher ist das Verkleben oder keramische Verlöten zwischen der Titanbasis und dem kerami- schen Aufbauteil ein Punkt, den man genau- er betrachten muss. Neben möglichen bio- logischen Komplikationen durch das Befes- tigungskomposit auf der Höhe der Implan- tatschulter, wird die Dauerhaftigkeit der Ver- klebung angezweifelt. Sowohl Daten aus In- vitro-Studien, als auch langjährige eigene Erfahrung können diese Bedenken nicht be- stätigen [Ebert et al., 2007]. Deshalb ist die Kombination einer Titanklebebasis mit ei- nem Zirkonoxidabutment die derzeit von den Autoren bevorzugte Art der Herstellung individueller keramischer Abutments. Das Vorgehen soll dabei im folgenden Patien- tenfall erläutert werden. Ausgangssituation und chirurgisches Vorgehen Die 29-jährige Patientin stellte sich nach der Entfernung eines nicht mehr erhaltungs- würdigen zentralen Oberkieferschneidezah- nes mit einer provisorischen Klebebrücke in einer Mund-Kiefer-Gesichtschirurgischen Praxis vor (Abbildung 1). Der Zahn 11 ging aufgrund einer Längsfraktur verloren. Kamm- oder strukturerhaltende Maßnah- men wurde durch den behandelnden Zahn- arzt nicht durchgeführt, sondern die Hei- lung sich selbst überlassen. Wie in der Litera- tur beschrieben, war vor allem der bukkale Knochenanteil einer deutlichen Resorption unterworfen [Araujo et al., 2005]. Bei der Planung der Implantation imponierte des- halb ein ausgedehntes Hartgewebsdefizit in der Alveolarkammbreite (Abbildung 2). Dies wurde in einem ersten Eingriff durch die Augmentation eines Knochenblocks aus der Retromolarregion des Unterkiefers korrigiert (Abbildung 3) [von Arx et al., 2006]. Der Vollblock wurde aus der Linea Obliqua Abbildung 4: Überschichteter Knochenblock mit Knochenersatzmaterial-Eigenblutgemisch als Resorptionsschutz Foto: S. Beuer Abbildung 5: Verdickung des bukkalen Weich- gewebes durch Freilegung des Implantates mit Rolllappenplastik und Einschrauben des Sulkusformers Foto: S. Beuer Abbildung 6: Digitalisierung des Meister- modells mittels Streifenlichtscanners Foto: J. Schweiger 3

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