Sonderdruck 2010, Nagel F. et al.

Sonderbeilage Implantatprothetik 05/2010 REDAKTION 3 Implantologischer Einzelzahnersatz und kurze implantatgetragene Brücken Neben den implantologischen Möglich- keiten sollte bei der prothetischen Bera- tung die Alternative der konventionellen Brücke, der herausnehmbaren Prothese und – besonders beim jugendlichen Pa- tienten – auch die Versorgung mit Klebe- brücken oder der kieferorthopädische Lü- ckenschluss nicht unerwähnt bleiben. Die Versorgung einer kleinen Zahnlücke mit einer konventionellen Brücke er- fordert die zirkuläre Präparation der bei- den Lücken begrenzenden Zähne und ist speziell bei kariesfreien Nachbarzähnen kritisch zu prüfen. Neben der Wiederher- stellung der Kaufunktion, Ästhetik und Phonetik verhindert die Implantation eine Atrophie des Kieferknochens, was als strukturerhaltend bezeichnet werden kann. Die rasante Entwicklung der Implantolo- gie hat in den letzten Jahren zu einer Ver- einfachung der implantatprothetischen Therapieschritte inAnlehnung an die kon- ventionelle Perioprothetik geführt. Die Abformung bei der Versorgung von Einzel- zahnlücken und kleinen Schaltlücken kann beispielsweise als geschlossene Ab- formung durchgeführt werden. Auch die Zementierung von implantatgetragenen Restaurationen ist bei sachgerechter Aus- führung als Erleichterung im klinischen Alltag anzusehen. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche implantologische Therapie ist die präoperative Planung der Implantatposition nach prothetischen und funktionellen Gesichtspunkten. Hierbei wird die geplante prothetische Endversor- gung als Wax-up in eine OP-Schablone überführt. Durch das sogenannte „back- ward planning“ hat ein deutlicher Wandel zur prothetisch orientierten Implantation stattgefunden, und die Osseointegration ist somit nicht mehr als das einzige Erfolgs- kriterium anzusehen. Stehen nach sorgfältiger Planung inserier- te Implantate im Seitzahngebiet zur Ver- sorgung an, lassen sich gut vorhersagbare, komplikationsarme, funktionelle Versor- gungen umsetzen (Abb. 1 bis 4) Der Zahnverlust in der ästhetischen Zone stellt den Behandler jedoch immer vor große Herausforderungen. Unabhängig von der gewählten Versorgung ist bei der Restauration im Oberkieferfrontzahnbe- reich die Erwartungshaltung des Patienten sehr hoch. Die Oberkieferfrontzähne stel- len einen Schmuck dar, der im Einzelfall wie bei Patienten mit hoher Lachlinie auch gern gezeigt wird (Abb. 5) . Der Ersatz eines oder mehrerer Oberkie- ferfrontzähne ist eine der anspruchsvolls- ten implantatprothetischen Therapien, die – sowohl in chirurgischer, prothetischer als auch zahntechnischer Hinsicht – viel Erfahrung erfordert. Alle therapeutischen Maßnahmen sollten ein vom Patienten und Behandler im Vorfeld definiertes The- rapieziel anstreben. Das Risiko für einen evtl. ästhetischen Misserfolg sollte indivi- duell für den Patienten bestimmt werden. Hier werden der Verlauf der Lachlinie, der gingivale Biotyp, die Menge an ortsständi- gemKnochen und nicht zuletzt die techni- schen Fähigkeiten des Behandlerteams in Betracht gezogen. Bei einer hohen Lach- linie muss das ganze chirurgische, pro- thetische und labortechnische Therapie- spektrum aufgeboten werden. Häufig ist aufgrund von anatomischen, physiologi- schen und nicht zuletzt auch ökonomi- schen Bedingungen nur eine Annäherung des Behandlungsergebnisses an das Ideal- bild des natürlichen Zahnes möglich. Implantatgetragener Zahnersatz hat sich aufgrund guter Langzeitresultate in der modernen Prothetik zu einem effektiven und an- erkannten Therapiemittel entwickelt. Mehr als die Hälfte der inserierten Implantate kommen in den Indikationsklassen Freiend- lücke und Einzelzahnlücke im Front- und Seitzahnbereich zum Einsatz. Ergebnisse für die Seitenzahnregion sind in der Regel gut vorhersagbar, Versorgungen in der ästhetischen Zone stellen jedoch besondere Anforderungen an das Behandlerteam. Abb. 1 – Zustand nach Freilegung Region 26 Abb. 2 – Zustand nach prothetischer Versorgung Region 26 Abb. 3 – Abutments in situ Abb. 4 – Kronen/Brücken in situ Abb. 5 – Hohe Lachlinie

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