Defektregeneration – ein Casebook

20| Defektregeneration – ein Casebook Sofortversorgung mit simultanem Hart- und Weichgewebemanagement 1. Eine erneute WSA hatte für den Erhalt des Zahnes 21 eine schlechte Langzeitprognose. Zur Schonung der umliegenden Gewebestrukturen erfolgte die Extraktion minimalinvasiv. Durch die Fistel war die vestibuläre Lamelle nur partiell vorhanden. Daher stand der Erhalt der intakten knöchernen Strukturen im Fokus. Zahn 21 wurde mit Periotominstrumenten und Zange extrahiert und das Fistelgewebe vollständig entfernt. 2. Nachdem das Alveolenfach gründlich kürettiert war, wurde die korrekte dreidimensionale Implantatposition ermittelt und die Pilotbohrung nach palatinal orientiert in der dreiwandig völlig intakten Alveole angelegt. Die Aufbereitung des Implantatbetts für ein 16 mm CONELOG® PROGRESSIVE-LINE Implantat (Ø 3,8 mm) erfolgte gemäß dem chirurgischen Protokoll. Die Entscheidung, ob und zu welchem Zeitpunkt eine Sofortimplantation erfolgen kann oder doch eher die zweizeitige Vorgehensweise beziehungsweise gedeckte Einheilung gewählt werden muss, erfordert ebenso viel klinische Erfahrung wie biologisches Wissen. Zunächst wird nach strenger Indikationsstellung abgewogen, ob ein Zahn entfernt oder dem Erhalt der Vorzug gegeben werden muss [38]. Ein beherdeter Zahn kann sowohl den Kieferknochen schädigen als auch massive Weichgewebedefekte initiieren, die dann aufwändig rekonstruiert werden müssen. Erst wenn ein Zahn atraumatisch entfernt und das Alveolenfach sorgfältig kürettiert ist, fällt der Entscheid für oder gegen eine Sofortimplantation. Für eine sofortige therapeutische Versorgung ist dann das Erreichen der erforderlichen Primärstabilität des Implantats die Grundvoraussetzung [39]. Da die Kriterien für die Sofortimplantation mit Sofortversorgung, trotz radiologischer Diagnostik, erst intraoperativ evaluiert werden können, ist es unabdingbar, den Patienten präoperativ über alle eventuellen Behandlungsszenarien detailliert aufzuklären. Der Patientenfall Im März 2019 wurde ein 39-jähriger Patient von seiner Hauszahnärztin wegen einer Fistel an Zahn 21 und Druckschmerz in der Region mit dem Auftrag einer erneuten Wurzelspitzenamputation (WSA) in unsere kieferchirurgische Praxis überwiesen. Nach einem Trauma in der Kindheit war der Zahn alio loco wurzelbehandelt und auch schon reseziert worden. Der allgemeinmedizinische Befund wies keine Besonderheiten auf. Nach eingehender zahnmedizinischer Diagnostik war die Prognose zur Erhaltung der Zahn- und Mundgesundheit durch eine erneute WSA ungünstig. Der Patient hatte sich im Gespräch ausdrücklich gegen die Präparation der gesunden Nachbarzähne entschieden, wodurch eine konventionelle Brückenversorgung nicht in Betracht kam. Er wünschte auch keine herausnehmbare Interimsversorgung. So wurde mit der Hauszahnärztin und dem Patienten die Extraktion des Zahnes mit der Option einer Sofortimplantation und provisorischen Sofortversorgung besprochen, sofern keine akute Entzündung vorliegt und die temporäre Versorgung trotz tiefem Biss und starken Abrasionen aus der funktionellen Belastung genommen werden kann. Zur Ausbildung einer funktionellen Weichgewebsmanschette eignet sich ein Abutmentkonzept mit Platform-Switching. Die Stabilisierung der fazialen Knochenwand mithilfe von Membran und Knochenersatzmaterial kann in bestimmten Fällen simultan zu Implantation erfolgen. Dieses Vorgehen ermöglicht die Schaffung stabiler periimplantärer Gewebe. Die gesunde, dicke Gingivamanschette unterstützt den natürlichen Übergang in der rot-weißen Ästhetikzone, was sich nach Einheilung des Implantates bei der definitiven Versorgung zeigt. » Behandlungskonzepte wie die Sofortimplantation mit Sofortversorgung erhöhen die Patientenzufriedenheit und nehmen einen zunehmend höheren Stellenwert im Praxiskonzept ein. Patienten bevorzugen eine kürzere Behandlungsdauer sowie eine reduzierte Anzahl an Sitzungen. Neben den geringeren Behandlungskosten sind weitere Argumente die schnellere prothetische Versorgung, der langfristige Hart- und Weichgewebeerhalt sowie ein vorhersagbares und ästhetisch besseres Ergebnis [37]. Kleinere augmentative Maßnahmen erfolgen simultan während der Implantation. ~ Dr. Martin Brückner Indikation: Sofortversorgung mit simultanem Hart- und Weichgewebemanagement Produkte: MinerOss® XP / Mem-Lok® Pliable

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