Defektregeneration – ein Casebook

22| Defektregeneration – ein Casebook Die GBR-Schalentechnik – präimplantologische Augmentation eines ausgeprägten Knochendefekts 1. Ein männlicher Patient, allgemeinmedizinisch gesund, Nichtraucher, wurde vom Hauszahnarzt mit der Fragestellung nach einer implantologischen Versorgung einer Oberkiefereinzelzahnlücke überwiesen. Der Zahn war bereits einige Tage zuvor extrahiert worden. Bei der präoperativen Untersuchung und der ästhetischen Analyse zeigte sich ein Weichgewebedefizit im bukkalen Bereich, das klinisch ein Hartgewebedefizit vermuten ließ. 2. Die 3D-radiologische Analyse bestätigte einen ausgeprägten zweiwandigen Knochendefekt in regio 11. Der Knochendefekt konnte durch eine isometrische Ortsauflösung im Volumen in allen drei Raumrichtungen dargestellt werden. Der Analyse der hartgewebigen Defektgeometrie und des bedeckenden Weichgewebes, kommt eine entscheidende Bedeutung für die Wahl des augmentativen Verfahrens zu. Für die präimplantologische Rekonstruktion des knöchernen Defekts stehen verschiedene augmentative Konzepte zur Auswahl [40]: 1. Klassischer autologer Knochenblock, gewonnen aus dem retromolaren Bereich 2. Allogene Knochenblöcke 3. Schalentechnik (nach Khoury) autolog oder allogen 4. Tentpole-Technik mit Distanzhaltern 5. GBR-Techniken mit formstabilen Membranen Alle genannten Techniken bieten je nach klinisch-anatomischer Ausgangssituation und individuellen Patientengegebenheiten Vor- und Nachteile. Aufgrund der Defektanalyse und der Vorbehalte der Patienten vor einem weiteren Eingriff für die Transplantatentnahme fällt die therapeutische Entscheidung auf eine spezielle GBR-Technik. Grundprinzip ist dabei, eine steife und formstabile Kollagenmembran, wie die Mem-Lok RCM, als „Schale“ zu verwenden und diese mit Titan-Pins bukkal und palatinal am Kieferkamm zu fixieren. Anschließend wird der dazwischenliegende Bereich mit einem Gemisch aus bovinem Knochenersatzmaterial (MinerOss X) und autologem Knochen augmentiert und koronal mit der Membran abgedeckt. Somit wird der Defektbereich dreidimensional durch die formstabile Mem-Lok RCM gestützt. Die Barrieremembran besteht aus hochreinen Typ-I-Kollagenfasern und bietet neben ihrer Stabilität einen längeren Resorptionszeitraum von 26 bis 38 Wochen (siehe Seite 15). Die makromolekulare Porenstruktur ermöglicht den Austausch von zur Heilung notwendiger Nährstoffe für die Regeneration des Knochenersatzmaterials. Die Mem-Lok RCM ist für dieses Therapieverfahren aufgrund ihrer Formstabilität und langen Resorptionszeit gegenüber handelsüblichen Kollagenmembranen vorteilhaft, da diese im Allgemeinen schneller resorbieren und ihnen es an Steifigkeit fehlt, was zum Kollabieren der Abdeckung führen könnte. Die Fixation erfolgt in bestimmten Indikationen im Sinne der „Schalen-Technik“ mit Pins stabil an der knöchernen Unterlage (GBR-Schalentechnik). » Die Langzeitstabilität der periimplantären Hart- und Weichgewebestrukturen ist essenziell für den Erfolg einer Implantatversorgung. Eine fortgeschrittene Atrophie des Alveolarknochens erfordert zunächst die Rekonstruktion des Defekts. Abhängig von der Defektgröße ist oft eine zweitzeitige Vorgehensweise mit Spätimplantation notwendig. Zum Erzielen eines volumenstabilen Alveolarknochens gibt es unterschiedliche chirurgische Möglichkeiten. Eine Option für den präimplantologischen Knochenaufbau in der ästhetischen Zone besteht mit Hilfe einer langsam resorbierenden und formstabilen Kollagenmembran unter Verwendung von partikulärem Knochenregenerationsmaterial. Bei Vorliegen bestimmter klinisch-anatomischer Gegebenheiten, wie im folgenden Fallbeispiel dargelegt, kann damit eine voraussagbare knöcherne Augmentation erzielt werden. ~ Dr. Frederic Hermann, M.Sc. Indikation: Präimplantologische Augmentation Produkte: MinerOss® X / Mem-Lok® RCM

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