Defektregeneration – ein Casebook

24| Defektregeneration – ein Casebook Implantatrekonstruktion im jugendlichen Alter 1. Ein Verlust eines bleibenden Zahnes in der Wachstumsphase des Jugendlichen „verwächst sich nicht einfach“. Traumata in der orofazialen Region stellen komplexe Verletzungen dar und bedürfen einer weitblickenden Diagnostik. Nach Replantation des avulsierten Zahns 22 zum Erhalt der Gewebestrukturen und dem kosmetischen Ausgleich der Infraokklusion sowie einer Wurzelkanalbehandlung resorbierte die Wurzel in den Folgejahren [44]. 2. Nach der vollständigen Resorption der Wurzel mussten der seitliche Schneidezahn ebenso wie die residuale Wurzelfüllung entfernt werden. Die weiteren therapeutischen Maßnahmen zur Stabilisierung der Frontzahnsituation waren die Überkronung der mittleren Schneidezähne mit einem Langzeitprovisorium und Brückenanhänger in regio 22. Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die bei der Ausübung ihrer zum Teil gefährlichen Hobbies – wie den Trendsportarten Skaten, Mountainbiken, (Eis-) Hockey und vieles mehr – Zähne verlieren, nimmt in den vergangenen Jahren deutlich zu. Trotz entsprechender Schutzkleidung und Helmen werden bei Stürzen beziehungsweise Unfällen die Frontzähne im Oberkiefer in Mitleidenschaft gezogen. Ein Verlust eines bleibenden Zahnes in der Wachstumsphase des Jugendlichen „verwächst sich nicht einfach“ – er kann schwerwiegende Folgen haben. Traumata in der orofazialen Region stellen immer komplexe Verletzungen dar und bedürfen einer weitblickenden Diagnostik. Neben der Ästhetik und Funktionseinschränkung ist das vor allen Dingen die anatomische Entwicklung des Alveolarknochens, der durch die Funktionslosigkeit atrophiert. Diese Atrophie ist durch den eigenen Körper auch in der Wachstumsphase nicht umkehrbar. Konservative Versorgungsmöglichkeiten in Form von Klebebrücken oder Teilprothesen sind meist unbefriedigend und wirken der fortschreitenden Atrophie nicht entgegen. Eine Implantatversorgung bei nicht abgeschlossenem Kieferwachstum ist mit Risiken behaftet und wegen vieler ästhetischer Misserfolge umstritten. Weil ein Implantat ankylotisch einheilt, kann es der dreidimensionalen Kiefer- und Alveolarfortsatzentwicklung nicht folgen. Abhängig vom Kieferwachstums ist mit Infraokklusionen sowie Hart- und Weichgewebeverlust, auch an den Nachbarzähnen, zu rechnen. Die Implantatkrone muss bis zum Abschluss des Wachstums sehr oft erneuert werden. Dies ist nicht nur ein kostenintensives Behandlungskonzept, sondern es bleibt ein gewisses Risiko, ob das Implantat für die definitive Rekonstruktion noch an der richtigen Position steht. Jedoch kann dies nach Abwägung aller Kriterien die einzige Therapieoption für bestimmte Situationen sein. Daher ergreifen wir erhaltende Maßnahmen und schöpfen diese aus, um die Implantation auf das Ende der Wachstumsphase zu verschieben. Die Risiken, die eine Replantation und die eventuelle Atrophie des Kieferknochens bergen, müssen den Eltern und dem Jugendlichen eingehend dargelegt werden. Auch muss an ihre Geduld in der Überbrückungsphase appelliert werden. Denn das Ziel ist es, ein perfekt aussehendes ästhetisches und vor allen Dingen ein langzeitstabiles Endergebnis zu erreichen. Zum möglichst langen Erhalt der Hart- und Weichgewebestrukturen wurde bei einem 13-jährigen Jungen ein vollständig avulierter seitlicher Schneidezahn nach entsprechender Vorbehandlung in der korrekten Position replantiert. Die beiden mittleren Frontzähne mussten im Laufe der Zeit wurzelbehandelt werden. Die Heilung des avulierten Zahns entwickelte sich in den folgenden zwei Jahren ankylotisch. Nach fünf Jahren wurde ein horizontaler und vor allen Dingen vertikaler Knochenaufbau durchgeführt, um die Infraokklusionssituation zu korrigieren und ein ausreichendes Knochenvolumen sowie ein ästhetisches Gingivaprofil zu erzielen. » Ein traumatischer Frontzahnverlust bei einem Jugendlichen im Alter von 13 Jahren stellt das behandelnde Team vor große Herausforderungen [43]. Vor allem gilt es abzuwägen, ob oder welche interdisziplinären Maßnahmen notwendig und zielführend sind. Im Fokus steht der Erhalt des Hart- und Weichgewebes in der Wachstumsphase. Zu welchem Zeitpunkt ist eine funktionelle und ästhetische Rekonstruktion realisierbar? ~ Dr. Thabet Arar Indikation: Komplexer Hartgewebeaufbau Produkte: MinerOss® X / Mem-Lok® RCM

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