Defektregeneration – ein Casebook

28| Defektregeneration – ein Casebook Augmentation und Implantation im zahnlosen, parodontal defizitären Kiefer 1. Die Patientin war mit ihren schaukelnden und insbesondere in der Front deutlich sichtbaren insuffizienten Klammerprothesen sehr unglücklich. Auch der Sitz ihrer beiden Klammerprothesen im Seitenzahnbereich ihres Oberkiefers war indiskutabel. Die Pfeilerzähne schmerzten beim Kauen und waren aufgrund der generalisierten Parodontitis bereits gelockert. Trotz guter Mundhygiene schlug die zahnerhaltende Parodontal-Therapie nicht an. 2. Aufgrund der weiter fortschreitenden Parodontitis kam es vielmehr zu putridem Exsudat. Daher und wegen der teils stark zerstörten Zahnhartsubstanz wurden die restlichen Zähne möglichst gewebeschonend extrahiert, um die vorliegende knöcherne Defektsituation nicht noch zu vergrößern. Die Extraktionsalveolen wurden sorgfältig versäubert. Aufgrund der Macrogeometrie wurden PROGRESSIVE-LINE Implantate (L 11 mm / Ø 3,8 bzw. 4,3 mm) inseriert. Die 59-jährige Patientin, Nichtraucherin mit generalisierter Parodontitis im Stadium III war von ihrer behandelnden Parodontologin, einer Praxiskollegin, zur Extraktion nicht erhaltungswürdiger Zähne und Einschätzung der Erfolgsaussichten einer Implantattherapie nach entsprechender Parodontalbehandlung an den verbliebenen Zähnen überwiesen worden. Auf ausdrücklichem Wunsch der Patientin sollten die restlichen Zähne trotz fraglicher Prognose – fortgeschrittener Attachmentverlust mit Lockerungsgrad von bis zu 3 – parodontologisch therapiert und so weit möglich erhalten werden. Während dieser parodontologischen Behandlungsphase trug die Patientin im Ober- und Unterkiefer klammergestützte Interimsprothesen. Nachdem die verbliebenen Zähne jedoch trotz einer sechsmonatigen Parodontaltherapie nicht wie gewünscht ausreichend stabilisiert werden konnten, sondern es vielmehr zu putridem Exsudat kam, stimmte die Patientin der Extraktion ihrer noch verbliebenen Zähne im Ober- und im Unterkiefer zu. Eine DVT-Aufnahme zeigte hinreichend Hartgewebesubstanz in Unter- und Oberkiefer mit einer Knochenstärke D2 bis D3. So konnten der Patientin eine Knochenneubildung mit entsprechendem und mittels L-PRF biofunktionalisiertem Knochenersatzmaterial als erfolgversprechend prognostiziert und ihr somit um- fangreichere augmentative Maßnahmen mit Entnahme von autologem Knochenmaterial erspart werden. Die Behandlung wurde in vier Schritten über einen etwa achtmonatigen Zeitraum geplant: 1. Schritt: Unter Intubationsnarkose (ITN) in einer Sitzung: Freilegung des OP-Situs in Ober- und Unterkiefer, Extraktion der Restbezahnung, schablonengeführte Implantation mit simultanem Hart- und Weichgewebeaufbau, geschlossene Einheilung angesichts der multiplen operativen Eingriffe sowie eine präfabrizierte Vollprothese als Interimsversorgung. 2. Schritt: Vier Monate später Freilegung der Implantate in örtlicher Betäubung, Abformung für ein Langzeitprovisorium, Einsetzen der Gingivaformer und Ausschleifen der Vollprothese als Interimsversorgung. 3. Schritt: Einen weiteren Monat später Eingliederung der verschraubten Provisorien für einen zweimonatigen „Probelauf“. 4. Schritt: Eingliederung der finalen, metallarmierten Restaurationen nach finalem Check. » Bei einer implantatprothetischen Komplettrestauration im zahnlosen, parodontal vorgeschädigten Kiefer sieht sich ein Behandler zumeist mit horizontalen und vertikalen Knochenresorptionen, Rezessionen des Weichgewebes und entsprechenden ästhetischen Defiziten konfrontiert. Von der Gewebedefektanatomie hängt ab, ob der notwendige Aufbau des defizitären Hart- und Weichgewebes simultan mit der Implantation erfolgen kann. Eine wichtige Aufgabe kommt hierbei den verwendeten Augmentations- und Membranmaterialien zu. Ihre Spezifikationen können die angestrebten, langfristig stabilen Gewebeverhältnisse erheblich fördern. ~ Dr. Sangeeta Pai Indikation: horizontale und vertikale Kieferkammrekonstruktion Produkte: MinerOss® XP, Mem-Lok® Pliable, L-PRF

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