Defektregeneration – ein Casebook

30| Defektregeneration – ein Casebook Präimplantologische Augmentation eines ausgeprägten Knochendefekts 1. Der erhebliche Knochendefekt resultierte aus dem Implantatverlust eines alio loco inserierten Sofortimplantats. Es lag eine eingeschränkte Alveolarkammbreite und -höhe bei gutem Angebot an attached Gingiva regio 25 vor. Nach Präparation eines Mukoperiostlappens und Darstellung des Alveolarknochens erfolgte der Kontouraufbau mittels einer mit Schrauben fixierten allogenen Knochenschale (Maxgraft Cortico/botiss biomaterials). 2. Mit drei Osteosynthese Schrauben wurde die an den Defekt angepasste Schale lagestabil fixiert. Der entstandene Hohlraum wurde mit allogenen Spongiosa-Chips aufgefüllt. Mit einer Kollagenmembran (Biogide®/Geistlich Pharma) erfolgte die Abdeckung des OP-Situs, indem die Membran krestal über den Kieferkamm platziert, palatinal unter den leicht elevierten Mukopersiostlappen geschoben und vestibulär mit zwei Pins fixiert wurde. Mitte Mai 2020 wurde beim Hauszahnarzt im Anschluss einer Zahnentfernung eine Sofortimplantation versucht. Im Juli 2020 wurde das Implantat vom Hauszahnarzt wieder entfernt. Die Gründe für den Implantatverlust wurden nicht verifiziert und Knochenaufbaumaßnahmen nicht durchgeführt. Für eine Beratung einer erneuten Implantatrekonstruktion wurde der Patient im September 2020 in unserer Praxis vorstellig. Er war Raucher bei unauffälliger Allgemeingesundheit. Die Zähne waren konservierend prothetisch versorgt und parodontal leicht vorgeschädigt. Die Einzelzahnlücke regio 25 stellte sich mit eingeschränkter Alveolarkammbreite und -höhe, jedoch mit einem guten Angebot an attached Gingiva dar. An den Nachbarzähnen zeigten sich leichte Rezessionen ohne erhöhte Sondierungstiefen. Für eine erneute implantologische Rekonstruktion erforderte der ausgeprägte Knochendefekt ein mehrzeitiges chirurgisches Vorgehen mit einer Knochenheilungsphase von zirka drei Monaten, um postoperativ ein stabiles Knochenvolumen und ein ausreichendes Maß an befestigter Gingiva zu erzielen. Die Verbreiterung und Erhöhung des Kieferkamms kann mit unterschiedlichen chirurgischen Techniken erreicht werden [53,54]. In unserem Behandlungskonzept werden allogene Knochenersatzmaterialien im Rahmen der Schalentechnik nach Prof. Khoury [45] als Alternative zu autologen Transplantaten eingesetzt. Die Materialwahl erfolgt gemeinsam mit dem Patienten in jedem Fall individualisiert. Als angenehm wird von den Patienten empfunden, dass eine zweite Operationsstelle als Entnahme des Knochens wegfällt und die OP-Zeit dadurch verkürzt werden kann. Außerdem ist die Quantität bei Verwendung autologen Materials begrenzt. In unserer Praxis ist die Anwendung von allogenen Knochenschalen bezüglich des Behandlungserfolges der Verwendung von autologen Knochenschalen ebenbürtig. Die Volumenstabilität der allogenen Knochenschalen ist hoch. Voraussetzung für das Erzielen eines volumenstabilen Knochenlagers war die lagestabile Fixierung der allogenen kortikalen Knochenschale. Mit deren Hilfe wurde die ursprüngliche Kieferkammkontur rekonstruiert. Vorteilhaft bei allogenen Schalen ist, dass sie bedingt durch die Herstellung und Sterilisation resorptionsstabiler als autologe Knochenblöcke sind. Der so geschaffene dreidimensionale Hohlraum wurde mit allogenem Knochenmaterial verfüllt. Der Schutz des partikulären Knochenmaterials erfolgte von bukkal durch die allogene Schale und der freie Bereich durch eine fixierte Kollagenmembran, die eine Barriere gegen einwachsendes Weichgewebe bildet, ohne die Vaskularisierung, die für die Knochenneubildung essenziell ist, zu hemmen. » Implantatprothetische Rehabilitationen nach vorausgegangenem Implantatverlust gelten als anspruchsvoll und risikobehaftet, da die damit einhergehenden Defekte am Alveolarfortsatz oft weit ausgedehnt sind und eventuell die Nachbarregionen betreffen können. Die Schaffung eines suffizienten Implantatlagers mit entsprechend hoher Knochendichte ist für den Langzeiterfolg einer Implantattherapie von besonderer Bedeutung. ~ Dr. Stephan Beuer Indikation: Ausgeprägter Knochendefekt Produkte: Maxgraft® / MinerOss® A, Jason® / Argonaut® , L-PRF

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