Defektregeneration – ein Casebook

32| Defektregeneration – ein Casebook Kieferkammrekonstruktion nach Explantation aufgrund ausgeprägter Periimplantitis 1. Eine 48-jährige Patientin stellte sich mit ausgeprägter Periimplantitis im Unterkiefer regio 35-37 zur Behandlung vor. Ursächlich dafür war unter anderem die zu enge Implantatpositionierung, die vor Jahren alio loco durchgeführt wurde. Bei dem frustranen Entfernungsversuch frakturierte das mittlere Implantat am Übergang zum osseointegrierten Anteil. 2. Nach vollständiger Explantation und Heilung offenbarte sich ein ausgedehnter vertikaler und horizontaler Kieferkammdefekt im linken Unterkiefer. Prinzipiell erscheint eine vertikale Kieferkammrekonstruktion durch die krestalere Knochenhöhe am endständigen Zahn 34 aber möglich. Die Periimplantitis bezeichnet funktionell belastete Implantate mit progressivem Verlust der periimplantären Hartgewebestrukturen und erhöhter Sondierungstiefe. Bei ausgeprägtem horizontalem und vertikalem Knochenverlust haben implantaterhaltende Maßnahmen eine schlechte Prognose. Eine stabile und ausreichend dicke Gingivamanschette ist Voraussetzung für einen langfristigen Implantaterfolg. Unter Berücksichtung des interproximalen Abstands wird dies erreicht durch die korrekte dreidimensionale Positionierung der Implantate in allen drei Ebenen - vestibulooral, mesiodistal und apikokoronal. Der Mindestabstand von 3 mm zwischen den Implantatplattformen sollte nicht unterschritten werden, damit eine Resorption des interproximalen Alveolarknochens in der initialen Heilungsphase vermieden wird. Um das Implantat herrschen, im Gegensatz zum natürlichen Zahnhalteapparat, gefäß- und zellarme Bedingungen vor, die bei bakterieller Infektion eine raschere Destruktion des Hart- und Weichgewebes zulassen. Für die Rekonstruktion des Alveolarknochens nach Explantation gibt es unterschiedliche chirurgische Techniken und Materialien. Die Schalentechnik mit autologen oder allogenen Platten zeigt eine deutlich geringere Resorptionsrate im Vergleich zu Vollblocktransplantaten [55,56]. Um den Wiederaufbau mit autologen Knochentransplantaten zu realisieren, sind zusätzliche chirurgische intra- oder auch extraolrale Eingriffe notwendig. Dies erhöht den chirurgischen Aufwand, die Therapiedauer und das Risko ebenso wie die Patientenmorbidität [57]. Mit allogenen Knochenplatten haben Behandler die Möglichkeit, ausgeprägete Knochendefekte auch ohne Transplantatentnahme zu regenerieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese schon ausgedünnt verfügbar sind. Die Knochenplatten werden mit Mikroschrauben bukkal und lingual fixiert und der geformte Bereich mit autogenen oder einem Gemisch aus autogenen und allogenen Knochenspänen unter leichtem Druck aufgefüllt. Vor der plastischen Deckung schützt eine Barrieremembran das Augmentat und trägt im Heilungsprozess zur Regeneration bei. » Implantate haben in der kaufunktionellen Rehabilitation nach Zahnverlust einen hohen Stellenwert. Sie haben bei richtiger Indikationsstellung sowie korrekter Platzierung eine gute Prognose und langfristige Überlebensraten. Durch mangelnde Mundhygiene und Vorerkrankungen besteht jedoch das Risiko von Entzündungen des Zahnfleisches und der periimplantären Gewebe. Unterschiedliche Faktoren können eine Periimplantitis initiieren, die unbehandelt zu Knochenverlust und im Laufe der Zeit auch zu Implantatverlust führen können. Im vorliegenden Fall sind eine zu nahe Implantatplatzierung und nichthygienefähige Suprakonstruktionen ursächlich für die Explantation der Implantate. Zum Wiederaufbau des Alveolarknochens waren umfassende rekonstruktive Maßnahmen erforderlich. ~ Prof. Dr. Dr. Daniel Rothamel Indikation: Alveolarkammrekonstruktion nach Implantatspätverlusten Produkte: Maxgraft® / MinerOss® A , Jason® / Argonaut®

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