Defektregeneration – ein Casebook

34| Defektregeneration – ein Casebook Sinusbodenelevation mit synthetischem Knochenersatzmaterial - 12 Jahre Follow-up. Teil I 1. Vor 12 Jahren stelle sich eine 59 jährige Patientin ohne Vorerkrankungen zur Behandlung vor. Es zeigte sich ein Wurzelrest in regio 12 und eine Freiendsituation regio 15-17. Die Restknochenhöhe im Bereich des Sinus maxillaris betrug 1,5 mm, einhergehend mit einem leichtem horizontalen Kieferkammverlust mit ebenso geringer vertikalen Komponente. 2. Um das Knochenvolumen für eine Implantattherapie in der Freiendregion zu vermehren, erfolgte zunächst die Präparation eines lateralen Fensters. Durch den Zugang wurde die Schneider´sche Membran eleviert und eine Jason Membran (botiss biomaterials) eingebracht. Die natürliche wabenartige, mehrschichtige Kollagenstruktur der dünnen Perikardmembran führt zu einer hohen Reißfestigkeit und einem langsamen Abbau. Für eine Implantatversorgung ist aufgrund eines zu geringen Knochenangebots im Bereich der Kieferhöhle eine Sinusbodenelevation häufig eine notwendige Behandlungsmethode. Mit der vertikalen Knochenaugmentation wird eine sichere Verankerung und Stabilität sowohl des Implantats als auch der prothetischen Versorgung erreicht. Aus einer Übersichtsarbeit von Nehnke [60] geht hervor, dass die Wahl des Augmentationsmaterials für den Kieferhöhlenaufbau keinen Einfluss auf den Behandlungserfolg, mögliche Komplikationen oder Implantatüberlebensraten zu haben scheint. Ergebnisse aus der Grundlagenforschung zeigen, dass eine Knochenneubildung in der Kieferhöhle sowohl von den knöchernen Wänden der Kieferhöhle aus, als auch im Knochenersatzmaterial selbst durch die Adsorption von Blut, Proteinen und Stammzellen aus dem umgebenden Gewebe stattfindet. Anscheinend beeinflussen die Größe der Kieferhöhle ebenso wie die stabile Lage des Materials die Geschwindigkeit biologischer Regenerationsprozesse. Eingelegte Kollagenmembranen können zur Stabilisierung des chirurgisch geschaffenen Intrasinusalraums nach der Elevation der Kieferhöhlenschleimhaut beitragen. In den vergangenen Jahren wurden die Techniken für die laterale Sinusbodenaugmentation modifiziert, mit dem Ziel, die intra- und postoperativen Komplikationen ebenso wie die Morbidität und Gesamtinvasivität des Eingriffs zu reduzieren. Im beschriebenen Patientenfall war die Basalknochenmenge zu gering, ein einzeitiges Verfahren - Aufbau und simultane Implantation - zu wählen. Um die Morbidität des Patienten zu senken, fiel die Entscheidung, ein Knochenersatzmaterial anstelle von Eigenknochen zu verwenden. Es wurde einem syntethischen Material der Vorzug gegeben. Das vollsynthetische Material weist großes Portenzial auf, Wachstumsfaktoren wie rhBMP2 und rhBMP9 zu adsorbieren und kontrolliert zu resorbieren. Es setzt sich aus 60 % langsam resorbierendem Hydroxylapatit und 40 % schnell resorbierendem Beta-Tricalciumphosphat zusammen. Während der Knochenneubildung bleibt sowohl das Volumen als auch die mechanische Stabilität über einen längeren Zeitraum erhalten. Auf den folgenden Seiten wird die gleichzeitig stattgefundene Rekonstruktion des seitlichen Schneidezahns beschrieben. » Das Verfahren der offenen Sinusbodenaugmentation wurde 1976 das erste Mal von Tatum beschrieben und 1986 veröffentlicht [59]. In den Händen eines erfahrenen und trainierten Behandlungsteams ist das Risiko von Misserfolgen beziehungsweise Komplikationen gering. Unterschiedliche Knochenersatzmaterialen eignen sich, um eine Volumenerhöhung und Stabilisierung des Kieferknochens für eine Implantattherapie in der Region des Sinus maxillaris zu erzielen. Bei geringer Knochenhöhe ist die Elevation mittels eines Zugangs durch ein laterales Fenster zu bevorzugen und ein zweizeitiges Vorgehen durchzuführen. Das Knochenersatzmaterial sollte hierbei nur langsam abgebaut werden und schnell und volumenstabil regenerieren. ~ Prof. Dr. Dr. Daniel Rothamel Indikation: Sinusbodenelevation Produkte: Maxresorb® / Synmax®, Jason® / Argonaut®

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