Defektregeneration – ein Casebook

40| Defektregeneration – ein Casebook Weichgewebeverdickung – natürliche Revaskularisation mit NovoMatrix® 1. Die Befundaufnahme nach abgeschlossener Karzinom-Therapie zeigte infolge unphysiologischer Belastungen durch eine schlechtsitzende teleskopierende Prothese einen stark atrophierten Kieferknochen in regio 34 bis 36 und 46 und 47. Die Patientin wünschte eine festsitzende Versorgung im Unterkiefer, die auf jeweils zwei Implantaten pro Quadrant realisiert werden sollte. Die Behandlungsschritte werden an einem Quadranten beschrieben. 2. Nach digitaler Implantatplanung erfolgte die Schnittführung midcrestal, um eine spätere Blutversorgung so wenig wie möglich zu kompromittieren. Um einen spannungsfreien Wundverschluss auch ohne Periostschlitzung zu ermöglichen, erfolgte eine Lösung der superfiziellen Fasern des M.mylohyoideus. Das Konzept wurde gewählt, um der Patientin nach vorangegangener Krankengeschichte multiple chirurgische Eingriffe zu ersparen. Ab einem Schwellenwert von knapp über 3 mm Gewebedicke scheint es für das menschliche Auge nicht mehr möglich zu sein, Diskolorationen durch Implantate zusammen mit prothetischen Komponenten zu detektieren – für Implantate scheint bereits eine Gewebedicke von 2 mm auszureichen [68]. Der Schwellenwert, ab welchem das Ausmaß des postoperativen Remodellings um Implantate abzunehmen scheint, beträgt >3 mm. Dieser Wert scheint die Untergrenze zu sein, um eine adäquate biologische Breite zu gewährleisten. Es gibt jedoch auch Untersuchungen, die einen Wert favorisieren, der annähernd 4 mm betragen könnte. Nicht jede Implantatmorphologie ist geeignet, um durch eine subkrestale Platzierung eine Vergrößerung der biologischen Breite zu erreichen. Wenn das Problem einer dünnen Mukosa im Bereich des Insertionsortes durch eine subkrestale Implantatplatzierung gelöst werden soll, können sich konsekutiv andere Probleme wie ein ungünstiges Kronen-/ Implantatlängenverhältnis oder auch ein eingeschränkter Sicherheitsabstand zu relevanten Strukturen wie Nervkanälen ergeben. Wenn die Option einer subkrestalen Insertion präferiert wird, sollte einem Implantat mit der Option eines sogenannten „platform-switching“ der Vorzug gewährt werden, auch wenn das Nichtvorhandensein einer adäquaten Weichgewebsdicke möglicherweise nicht vollständig kompensiert werden kann. Zum heutigen Zeitpunkt besteht der Konsensus, dass – wenn eine Modifikation des Weichgewebevolumens und eine Verbreiterung der Zone der keratinisierten Mukosa um Implantate angestrebt wird – das autologe Bindegewebstransplantat als der „Goldstandard“ betrachtet werden sollte [69]. Die Nachteile der intraoralen Entnahme der Transplantate sind unschwer zu benennen: es handelt sich vor allem um postoperative Schmerzen, mögliche Wundheilungsstörungen an der Entnahmestelle, das begrenzte Entnahmevolumen, die verlängerte Operationsdauer und bei belassenem Epithel sowohl bei kombinierten Bindegewebs- als auch bei freien Schleimhauttransplantaten die hochwahrscheinliche Farbabweichung von der „donor“ zur „recipient site“ [70]. » Das Vorhandensein oder die Schaffung einer adäquaten periimplantären Weichgewebsmanschette scheint sowohl einen entscheidenden Einfluss auf die knöchernen und weichgeweblichen Volumendimensionen zu haben, als auch die Fähigkeit der Suprakonstruktion sich unauffällig in das periimplantäre Umfeld zu integrieren und eine langfristige Entzündungsfreiheit zu etablieren [67]. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keinen allgemeingültigen Konsens in Bezug auf die Notwendigkeit des Vorhandenseins von keratinisierter Mukosa um Implantate oder des genauen Volumens an Weichgewebe, um periimplantäre Erkrankungen möglichst sicher zu vermeiden. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass die Augmentation von Weichgewebe einen langfristig positiven Einfluss auf die periimplantäre Gesundheit nimmt [29]. ~ Andreas van Orten DDS, M.Sc., M.Sc Indikation: Periimplantäre Weichgewebeverdickung Produkte: NovoMatrix®, MinerOss® XP

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