Defektregeneration – ein Casebook

42| Defektregeneration – ein Casebook Modifizierte Tunneltechnik zur Deckung freiliegender Zahnhälse 1. Mit multiplen Gingivarezessionen im Oberkieferfront- und Seitenzahnbereich stellte sich eine Patientin zur Behandlung vor. Die ausgeprägten Rezessionen sind deutlich sichtbar und gingen mit Überempfindlichkeit und freiliegenden Wurzeln einher. Vor der Deckungstherapie sind die Defekte nach Miller zu klassifizieren und die Prognose zu eruieren. Es ist unerlässlich, die Faktoren, die zu Rezessionen führen, zu erkennen und zu eliminieren. 2. Ziel sollte sein, ein nachhaltig hohes Niveau einer standardisierten Mundhygiene ist zu erreichen. Vor der Operation sollte keine gingivale Entzündung bestehen. Eventuelle Wurzelkaries oder Wurzelfüllungen sollten vor der Deckung entfernt werden. Nach Reinigung und Glättung der Zahnwurzeloberflächen wurden Endotoxine durch die Anwendung von EDTA-Gel entfernt. Indikation: Rezessionsdeckung Produkte: NovoMatrix® Die ursächlichen Faktoren für Rezessionen sind vielfältig. So können Zahnfleischentzündungen, schlechte oder falsche Mundhygiene (zu viel Druck beziehungsweise eine zu harte Zahnbürste), oder insuffiziente Füllungen sowie abstehende Kronenränder, aber auch Piercings und Klammern von Prothesen Gründe für den Zahnfleischrückgang sein. Ein dünner gingivaler Biotyp mit geringem Anteil befestigter keratinisierter Gingiva, reagiert bei kieferorthopädischen Zahnbewegungen verstärkt mit Rezessionen. Die Weichgewebedicke um ein Implantat soll erfahrungsgemäß mindestens zwei Millimeter dick sein, damit der Alveolarknochen geschützt ist und sich nicht zurückbildet. Zur Vermeidung entzündlicher Prozesse im periimplantären Gewebe, spielt nicht nur die Quantität, sondern vor allem die Weichgewebequalität eine entscheidende Rolle. Indikationsabhängig kann die Verdickung der Weichgewebe präimplantologisch, simultan zur Insertion oder auch bei der Implantatfreilegung erfolgen. Neben autologer Bindegewebetransplantate stehen unterschiedliche xenogene Matrices zur effektiven Verdickung der Weichgewebe zur Verfügung. Diese Materialen unterscheiden sich im Herstellungsverfahren und damit auch in der Handhabung. Die NovoMatrix, eine Gewebematrix aus der porcinen Dermis, ist gleichbleibend dick und in der Anwendung volumenstabil. Sie ist reiß- und nahtfest und lässt sich einfach in einen präparierten Tunnel einziehen. Die Gewebestruktur der NovoMatrix bleibt beim Aufbereitungsprozess erhalten. Histologien von Prof. Dr. Werner Grötz, Bonn, belegen, dass das Gewebe zwar identisch aussieht, aber keine Zellenmehr vorhanden sind. Das Behandlungskonzept des Autors sieht die Anwendung der Novomatrix in ausgewiesenen Indikationen, insbesondere bei Rezessionen der Miller-Klassen I bis II und bei der intraoperativen Weichgewebsverdickung vor [63]. Speziell bei dünnen Biotypen wird das Weichgewebe standardmäßig im Zuge der Insertion verdickt. Die NovoMatrix unterstützt die positive immunologisches Reaktion sowie die Gewebeintegration und -regeneration [28,29,30]. Diese Integration führt zu einer erhöhten Stabilität und zu einem Umbau in funktionelles Gewebe. Und genau dieses wird aktuell in einer Praxisbeobachtung an 45 Patientenfällen dokumentiert. Erste histologische Untersuchungen zeigen, dass sich bereits nach acht Wochen das Transplantat kaum vom ortsständigen Gewebe unterscheiden lässt. » Bindegewebsersatzmaterialien sind für die Deckung von multiplen Rezessionen eine Alternative zu autologen Bindegewebstransplantaten ‑ speziell bei sensitiven Patienten und auch bei Patienten, die ein großes Gewebevolumen benötigen. Sie nehmen nicht nur Einfluss auf die Therapiedauer, sondern werden von Patienten im Hinblick auf die Komorbidität am Gaumen bevorzugt gewählt. Im Gegensatz zu autologen Bindegeweben, die sich je nach Entnahmestelle in ihrer Qualität durch Fett- und Drüsenhaltigkeit unterscheiden, hat die NovoMatrix eine gleichbleibende Stärke. Das macht das klinische Outcome vorhersagbarer. ~ Dr. Roman Beniashvili

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