Sonderdruck Implantologie Journal
werden können, ist es unabdingbar, das Weichgewebe vorausschauend zu konditionieren und möglichst durch ein festsitzendes Provisorium zu stützen. Ende August 2018 erfolgte zunächst die Entfernung der provisorisch fixier ten Zahnkrone. Die Zahnwurzel wurde mithilfe der Periotom-Technik und ei nem Mikroskalpell, mit welchem die Sharpey’schen Fasern durchtrennt wur den, minimalinvasiv entfernt (Abb. 5, 6 und 7). Wichtigstes Kriterium bei der Extraktion war der Erhalt der bukkalen Knochenlamelle. Nach der Entfernung wurde die Alveole von Weichgewebs resten gesäubert und auf Fenestrationen sowie Dehiszenzen untersucht (Abb. 8). Da die Alveole wie erwartet intakt war, konnte die geplante Sofortimplantation durchgeführt werden. Dafür wurde die Schablone über die Nachbarzähne fi xiert (Abb. 9). Der exakte Sitz kann über die Sichtfenster in der Schablone auch während des Eingriffes konstant geprüft werden. Anschließend erfolgte die Prä paration des Implantatlagers für das Implantat (Durchmesser 3,8mm, Länge 13mm). Zunächst wurde der Stollen mit hilfe einer Pilotbohrung sowie der ers ten Formbohrung durch die Schablone hindurch aufbereitet (Abb. 10 und 11). Da es zu diesem Zeitpunkt für das hier verwendete Implantatsystem noch keine Guidebohrer gab, erfolgte die finale Bohrung frei Hand in der vor gegebenen, leicht nach palatinal ori entierten Position (Abb. 12). Der Im plantatdurchmesser wurde so gewählt, dass der Abstand zur vestibulären La melle circa 1,5 bis 2mm beträgt („Bone Jumping Distance“). Das Implantat wurde circa 0,4mm suprakrestal plat ziert, sodass die Grenze des mikrorau- maschinierten Bereiches epikrestal zu liegen kam (Abb. 13). Seit den Untersu chungen von Hermann et al. ist bekannt, dass die Positionierung der Implantat schulter und der Übergang von glatter zu rauer Oberfläche Einfluss auf die krestale Knochenresorption hat. Durch das selbstschneidende Gewinde, dem progressiven Design und dem konischen apikalen Anteil des Implantates konnte das Implantat primärstabil im weichen Oberkieferknochen verankert werden. Stabilisierung der Hartgewebsstrukturen Nachdem das Implantat mit der Ab deckschraube verschlossen war, wurde die Jumping Distance, der Hohlraum zwischen Implantat und vestibulärer Knochenlamelle, mit einem Knochen ersatzmaterial (MinerOss X Collagen, BioHorizons) aufgefüllt (Abb. 14). Dies ist ein standardisiertes Prozedere im Praxiskonzept bei der Sofortimplanta tion und essenziell, um eine optimale, langzeitstabile und anatomische Aus formung der hart- und weichgewebigen periimplantären Konturen zu erzielen. Das Auffüllen der Jumping Distance mit Ersatzmaterial sorgt für ein stabiles Kno chenniveau am Implantathals. Dieses Vorgehen wird durchaus in der Literatur kontrovers diskutiert. In einer Über sichtsarbeit schlussfolgern Chen und Buser, dass Spalten im Seitenzahnbereich zwischen Implantat und bukkaler Kno chenlamelle unter 2mm spontan aushei len können, wenn die gesamte bukkale Lamelle erhalten ist. Jedoch würde die Augmentation periimplantärer Defekte die knöcherne Ausheilung unterstützen und die horizontale Alveolarkammre sorption verringern. 8 Langzeitdaten für den ästhetischen Frontzahnbereich lie gen derzeit noch nicht vor. Im vorgestellten Behandlungskonzept wurde der Spalt mit Kollagen, das aus Spongiosa-Granulat mit einem Zu satz von fünf Prozent bovinem Kolla gen besteht, aufgefüllt (Abb. 15). 9 Die komplexe trabekuläre Architektur und die natürliche Konsistenz ermöglichen eine ideale Knochenneubildung an der Defektstelle. Es ist physisch und che misch mit der Mineralstruktur mensch licher Knochen vergleichbar. Durch die schwammartige Konsistenz lässt sich das Kollagen einfach und sicher applizieren. Stabilisierung des Weichgewebes Zur Verdickung des Weichgewebes und Erzielung einer ausreichend sta bilen keratinisierten Gingiva wurde vestibulär eine supraperiostale Tasche präpariert (Abb. 15). Um die Resorp tionsvorgänge an der bukkalen Lamelle so gering wie möglich zu halten, ist es unabdingbar, dass das Periost unver Abb. 12: Aufbereitung nach dem CAMLOG PROGRESSIVE-LINE Protokoll. – Abb. 13: Implantatposition. – Abb. 14: Augmentation der Jumping Distance mit MinerOss X Collagen. – Abb. 15: Präparation einer supraperiostalen Weichgewebstasche und Insertion einer Fibro-Gide. – Abb. 16: Deutliche Über konturierung des bukkalen Anteils. – Abb. 17: Kollagenabdeckung und zugfreie 6-0-Nahttechnik. Abb. 12 Abb. 16 Abb. 13 Abb. 17 Abb. 14 Abb. 15
RkJQdWJsaXNoZXIy MTE0MzMw